Umbau Flarzhaus Uster

1440
Balissat Kaçani
+
Stefan Wülser +
Housing
Modification
Direct order

Das inventarisierte Flarzhaus besitzt weder zeitgemässe Installationen (Wasser-, Strom- und Heizungsleitungen sind defekt und die Heizung basiert auf Gas) noch normgerechte Erschliessung (die 1.95m hohen Geschosse werden über Leitern erschlossen). Das schützenswerte Tragwerk aus Holz ist marod und die Wände setzen sich auf Grund fehlender Fundamente. Eine neue Treppe aus Beton fängt bestehende Holzbalken ab und erschliesst alle Geschosse als Treppenlandschaft. Sie stabilisiert so das Gebäude statisch und funktional. Die komplexe auf Faltungen basierende Geometrie ermöglicht eine 60mm dünne Ausführung des Betons. Durch das geringe Eigengewicht wird nur ein minimales Fundament benötigt. Entlang der räumlich kontinuierlichen Treppenlandschaft siedeln sich Bereiche die haustechnische Installationen benötigen (Küche, Bad, Heizraum, ...), wodurch der ursprüngliche Zustand der 6 schützenswerten kammernartigen Räume wiederhergestellt werden kann ohne auf zeitgemässen Komfort zu verzichten.

Image copyright: Walter Mair, Balissat Kaçani

Considerations for the project application

Effective Use of Concrete
Die Betontreppe fängt alle baufällig gewordenen Holzträger ab und leitet sie in ein neues, minimales Fundament. Durch die Optimierung der Geometrie kann im Ortbeton die Materialstärke minimiert werden wodurch die bestehende Raumhöhe von 1.95m punktuell bis auf 2.50m vergrössert werden kann. Nur Beton ist in der Lage sich geometrisch punktgenau und fugenlos in den unregelmässigen Bestand zu giessen und mit diesem kraftbündig zu verbinden.
Material-Specific Innovations
Indem die Treppe aus Beton ausgeführt wird, wird sie zum Tragwerk des gesamten Gebäudes. Durch das ausbilden von unregelmässigen Treppenpodesten für Bereiche zum baden, kochen oder arbeiten kann die Treppe als Faltwerk verstanden werden. Dadurch kann der Beton mit einer Materialstärke von 60mm ausgeführt werden wodurch der Materialverbrauch minimiert wird. An den Auflagern der bestehenden Holzbalken auf der neuen Treppe wirkt das Tragwerk als Holz-Beton Verbund zwischen Alt und Neu.
Interdisciplinary Approaches
In engem Austausch mit dem Ingenieur und dem Baumeister wurde die Geometrie der Treppe laufend auf statische Performance, Funktionalität für Koch- und Badebereiche, Bauablauf im Bestand sowie die Einhaltung aller Normen wie Durchgangshöhen, Durchgangsbreiten, Trittverhältnissen, ... abgestimmt. Zusätzlich wurden in engem Austausch mit der Denkmalpflege die bestehenden Holzbalken in das Gesamttragwerk integriert.
Site-Specific Design
Die Treppengeometrie reagiert auf die physischen Gegebenheiten der Bausubstanz wie spezifische bestehende Raumgeometrien, Zustand bestehender Holzbalken, mögliche Orte für Fundament im Boden und Anker an bestehenden Naturstein- und Backsteinwänden, bestehende Raumhöhen von unter 2m die nicht mit heutigen Anforderungen übereinstimmen, räumliche Engstellen bei schützenswertem Kamin, etc. Die in Ortbeton mit dem Bestand vergossene Treppe verräumlicht diese Bedingungen als Erschliessungslandschaft.
Design and Spatial Concept
Die Treppenlandschaft sollte den engen kleinteiligen Massstab des Bestandes phänomenologisch sprengen. Die Treppenlandschaft verbindet alle drei Geschosse und die Dachterrasse als räumlich kontinuierliche Topographie, welche nur Bereiche gliedert und keine kleinteiligen Räume abgrenzt. Auf jedem Podest sind über diagonale Blickbeziehungen jederzeit zwei Geschosse gleichzeitig wahrnehmbar. Dadurch werden tiefe und Enge Raumkammern gleichzeitig als grosszügiges Raumkontinuum erlebt.
Thoughtful Structural Design
Das Tragwerk reagiert geometrisch als Faltwerk auf die bestehenden unregelmässigen schützenswerten Räume, anderseits auf den Zustand des bestehenden Bodens, bestehender Holzbalken und bestehender Naturstein- und Backsteinwände für Fundamente, Anker und Auflager. Die resultierende unregelmässige Geometrie aktiviert die Treppensteigungen immer jeweils als Unter- und Überzüge, wodurch die horizontalen Flächen nie weiter als 1.2m spannen. Dadurch kann die Materialstärke auf 60mm reduziert werden.
Comprehensive Sustainability
Ortbeton reagiert punktgenau auf den Zustand des Bestandes, wodurch dieser an Schwachstellen lokal verstärkt, und auch bewahrt wird. In Kombination mit der komplexen und optimierten Geometrie kann auch der Materialeinsatz minimiert werden.
Die Treppe befreit ausserdem die bestehenden Kammern von ihrer Erschliessungsfunktion (für Menschen, Strom, Wasser, Heizung, ...) wodurch die 6 gleichartigen Räume vielfältig angeeignet und verbunden werden können, auch bei sich ändernden Lebensumständen.

Characteristics

Location
Uster
Construction category (SIA 102)
Housing
Type of task
Modification
Type of procedure
Direct order
Construction costs (SIA 416) CHF
800'000
Floor area (SIA 416) m²
179.2
Planning
2021 → 2022
Completion
2023 → 2024
Commissioning
2024

Project participants

Architecture
Architecture
Architecture
Architecture
Civil engineering
Concrete construction
Monument preservation