Erneuerung und Umbau Theater St.Gallen

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Gähler Flühler Fankhauser Architekten AG
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Bänziger Partner AG
Culture and sociability
Extension
Competition
Selective procedure

Erneuerung und Umbau Theater St.Gallen

Das 1964-1968 erstellte und unter Denkmalschutz stehende Theater benötigte nach einer über 50-jährigen intensiven Nutzung eine umfassende Erneuerung. In einem weitläufigen Park gelegen, befindet sich das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Kunstmuseum und der Tonhalle und integriert sich harmonisch in die Umgebung.
Der Auftrag für die Instandsetzung umfasste den Ersatz der haustechnischen Anlagen, eines Grossteils der Bühnentechnik, die Behebung baulicher Mängel sowie eine erforderliche Erweiterung des Gebäudevolumens aufgrund wachsenden Platzbedarfs. Besondere Herausforderungen stellte die Fassadensanierung dar, da die ursprüngliche Betonstruktur wiederhergestellt werden musste.
Der Anbau im Nordwesten schafft 700 m2 neue Nutzfläche und vereinfacht durch ein neues Treppenhaus betriebliche Abläufe. Da der Bestand vorab teilweise rückgebaut wurde, konnte durch einen neu gestalteten Vorplatz der Dialog zwischen Theater und Tonhalle gestärkt werden.

Image copyright: Till Forrer

Considerations for the project application

Effective Use of Concrete
In St.Gallen eröffnete 1968 der erste moderne, plastische Theaterbau der Schweiz, entworfen vom vom Architekten Claude Paillard. Das erstklassige Objekt des "Brutalismus" machen das Theatergebäude heute zu einem schützenswerten Kulturobjekt. Zum neuen Gesamtkonzept gehörte die Erhaltung und Weiterführung der Entwurfsidee der bestehenden Architektur. Um das Konzept der skulpturalen Gesamterscheinung nicht zu unterlaufen, wurde die Erweiterung mit sägerohen Brettschalungen in Sichtbeton erstellt.
Material-Specific Innovations
Die Sanierung der Betonfassade stellte eine besondere Herausforderung dar. Grund war eine 1996 durchgeführte Fassadensanierung, welche die Schutzwirkung erfüllte, jedoch ästhetisch nie überzeugte. Nach umfangreichen Analysen und Testreihen wurde entschieden, den Poren-Lunkern-Verschluss zu entfernen. Durch Reprofilierungen von Fehlstellen und eine vollständige Verfestigung mittels pigementierter Steinmehllasur konnte ein Erscheinungsbild nahe an der Ursprungssichtbetonfassade erzielt werden.
Interdisciplinary Approaches
Durch detaillierte Zustandsanalysen, unterschiedlichen Besichtigungen von sanierten Betonoberflächen und umfangreichen Testreihen mit ausführenden Unternehmungen an der bestehenden Sichtbetonfassade führten in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und Bauherrschaft zur erfolgreich durchgeführten Sanierungsmethode. Nur dank dieser interdisziplinären Zusammenarbeit konnte das homogene Erscheinungsbild und Farbigkeit der Sichtbetonfassade aus den 1960er-Jahren wiederhergestellt werden.
Site-Specific Design
Die Situation im Stadtpark beeinflusst die Konzeption des Projektes stark. Das Theater und die gegenüberliegende Tonhalle bilden ein Ensemble. Um diesen Dialog der beiden Bauten zu stärken wurde auf die Rekonstruktion der gedeckten "Vorfahrt" verzichtet. Stattdessen transformierten die Architekten die ursprüngliche Projektidee aus der Wettbewerbsphase des Jahres 1961, um die Besucherinnen und Besucher wieder mit grosser Präsenz zu empfangen.
Design and Spatial Concept
Die virtuose Umsetzung des Grundthemas vom Sechseck und der sorgfältige Einsatz der roh belassenen Baumaterialien durch Paillard sind beeindruckend. Von aussen ist das Theater ein in Beton gegossene Skulptur. Mit der Erneuerung und Umbau des Theaters galt es dieses Gesamtkunstwerk zu erhalten. Durch die nahtlos weitergeführte Erweiterung und subtilen Eingriffen durch Gähler Flühler Fankhauser konnte die architektonische und räumliche Qualität im Sinne des Erbauers gewahrt werden.
Thoughtful Structural Design
Das Theater St.Gallen ist ein Sichtbetonbau, der aus einem komplexen Stahlbetontragwerk besteht. Ein Faltwerk mit verschachtelter räumlicher Tragwirkung, welches der Bauingenieur Paul Wenk vor der Erstellung in den 1960er-Jahren mittels 13 Plexiglasmodellen bemessen hat. Für Bänziger Partner war es eine grosse ingenieurtechnische Herausforderung das Gebäude nur mit lokalen Eingriffen gezielt zu ertüchtigen und einzelne Tragelemente mit Rücksicht auf die Funktion des Gesamttragwerkes zu ergänzen.
Comprehensive Sustainability
Durch die Anerkennung der St.Galler Bevölkerung wurde der Grundstein gelegt das Theater St.Gallen für weitere Generationen zu betreiben. Neben dem ökologischen Vorteil bestehende Bauten weiter zu verwenden ist es aus sozialer Sicht nachhaltig wichtige Zeuge einer architektonischen und kulturhistorischen Epoche zu erhalten. Zudem hätte ein Neubau in dieser Grössenordnung ökonomische Nachteile. Mit der Erneuerung ist der Betrieb unter den veränderten Bedingungen für weitere 40 Jahre gesichert.

Characteristics

Location
St.Gallen
Construction category (SIA 102)
Culture and sociability
Type of task
Extension
Type of procedure
Competition
Form of procurement
Selective procedure
Construction costs (SIA 416) CHF
30'775'000
Floor area (SIA 416) m²
10'210
Planning
2014 → 2022
Completion
→ 2023
Commissioning
2023