Erweiterungsneubauten Kantonsschule Limmattal, Urdorf

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PENZISBETTINI. Architekten ETH/SIA GmbH
Teaching, education and research
Extension
Competition
Open procedure

Die Erweiterungsneubauten für die Kantonsschule Limmattal (Bolliger Hönger Dubach, 1984-1986) setzen die Anreihung von funktionalen Nutzungseinheiten mit zwei neuen Trakten ähnlichen Fussabdrucks fort: im Westen mit dem Trakt E (Naturwissenschaften) und im Norden mit dem Trakt F (2 Doppelturnhallen und Aula). Die entstandene «Perlenkette» bildet ein stimmiges Areal mit kompakten Einheiten. Die anwachsende Gebäudehöhe der einzelnen Baukörper erreicht mit dem Aula- und Turnhallentrakt ihren Höhepunkt als Adressierung an der Limmattalbahn.
Die Räume der Naturwissenschaften sind in einem viergeschossigen Gebäude als flexibles Betongestell organisiert. Die Stapelung von Turnhallen und Aula generiert einen kompakten, höchstgradig effizienten Baukörper.

Typostrukturen als Grundidee: Dauerhaftigkeit und Robustheit des Tragwerks sichern langfristige Nutzung und bewahren die Identität des Gebäudes. Dies schafft ein Gleichgewicht zwischen ökonomischer Aktualität und sozialer Nachhaltigkeit.

Image copyright: Igor Ponti, Lugano

Considerations for the project application

Effective Use of Concrete
Eine Balken-Stützen-Konstruktion im Trakt E spannt bis zu 11m mit kleinstem Materialeinsatz für flexible Grundrisse. Beton sorgt für thermische Speichermasse und hervorragenden Schallschutz. Kombiniert mit nichtragenden Wänden und sichtbaren Installationen wird naturwissenschaftliche Lehre für Schüler:innen erlebbar. Vorgespannte Wandscheiben im Trakt F ermöglichen die Stapelung von drei Hallen, um den Fusabdruck zu minimieren und ein effizientes Material-Raum-Verhältnis zu erzielen.
Material-Specific Innovations
Die Kombination von Vorfertigung und Ortbeton prägt das Projekt. Vorgefertigte Stützen und Balken sorgen für einen schnellen Baufortschritt, Ortbeton für die horizontale Aussteifung. Somit kann in Trakt E auf statisch relevante Kerne verzichtet werden. Waschbeton an den Fassaden enthüllt das Wesen des Materials mit weich ausgewaschenen Sedimentgesteinen. Der optimale Zeitpunkt für das Ausschalen wurde mit Bluetooth-Überwachung ermittelt. Fenster und Metallbrüstungen ergänzen die Struktur.
Interdisciplinary Approaches
In Trakt E werden Installationen, Statik und Raumwirkung kombiniert. Die Rippendecke mit flacher Mitte ermöglicht es nicht nur, die Installationen zu verteilen, sondern auch zu ordnen und in den Raum zu integrieren. Akustische Anforderungen bestimmen die Konstruktion in Trakt F: Die Aula wird als holzige Box-in-Box vom Betontragwerk getrennt, und die plastisch modulierten Wände der Musikräume sorgen mit minimalem Ausbau für die gewünschte Raumakustik.
Site-Specific Design
Die Neubauten erweitern den Bestand mit dem naturwissenschaftlichen Klassentrakt (E) und dem Hallentrakt (F) mit Sport und Musik. Trakt F bildet eine neue Adresse an der Limmattalbahn, während Baumdächer zwischen Gebäuden und Umgebung vermitteln. Analog zum Bestand sind die Neubauten strukturell konzipiert, und ihre Logik wird in den Fassaden abgebildet. Dieser spezifische Ausdruck, zusammen mit ansteigenden Gebäudehöhen, vermittelt zwischen den umliegenden Wohnquartieren und der Gewerbezone.
Design and Spatial Concept
Als «Typostruktur» definiert das Tragwerk die Raumstruktur: die Rippendecke (E) erlaubt die flexible und spezifische Gestaltung der Räume mit nichtragenden Wänden. Sichtbare Installationen, vom Tragwerk geordnet, als Schmuck des Rohbaus, werden Bestandteil des Raumes. Die Mitte der Geschosse kann frei bespielt oder als offene Sammlung (Schaulager) genutz werden. Die Hallen (F) entfalten sich innerhalb der Rippenstruktur und werden gestapelt, für möglichst effiziente Volumetrie und Statik.
Thoughtful Structural Design
Die Trakte werden konstruktiv unterschiedlich behandelt, zeigen sich jedoch einheitlich im Ausdruck. Vorfabrizierte Stabwerke (Trakt E) mit Ortbeton-Stirnwänden und Brüstungen ermöglichen es, auf stabilisierende Kerne zu verzichten. In Trakt F prägt eine monolithische Konstruktion die Hallen, bei der die gezielte Vorspannung von Wänden und Trägern das Tragwerk optimiert. Mit der 90° Drehung der Aula wird die Stapelung von drei Halle als konstruktive Meisterleistung möglich.
Comprehensive Sustainability
Das integrale Verständnis von Raum und Tragwerk in Form einer „Typostruktur“ fördert die Nachhaltigkeit. Es reduziert die Tragmasse (Material- und CO₂-Effizienz), erhöht die Lebensdauer (Trennung von Tragwerk und nichttragenden Wänden) und minimiert das Volumen (Kombination von Rippen und Installationen, gezielte Vorspannung). 50% des Baumaterials bestehen aus RC-Beton. Zudem wird die Bodenressource durch die Verdichtung eines urbanen Areals geschont.

Characteristics

Location
Urdorf (ZH)
Construction category (SIA 102)
Teaching, education and research
Type of task
Extension
Type of procedure
Competition
Form of procurement
Open procedure
Construction costs (SIA 416) CHF
80'000'000
Floor area (SIA 416) m²
14'000
Planning
2016 → 2023
Completion
2021 → 2024
Commissioning
2024