SIT - Mehrfamilienhaus Sittertalstrasse 18

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Studio Romano Tiedje
Wohnen
Neubau
Direktauftrag

Das viergeschossige Mehrfamilienhaus an der Sittertalstrasse in St. Gallen wird durch mehrere Parameter bestimmt. Dem landschaftlichen Kontext, welcher sich aus einer weitläufigen Umgebung, dem angrenzenden Waldrand und einer markant steilen Topografie zusammensetzt. Der hoch über dem Tal verlaufenden Fürstenlandbrücke, deren Schatten zu manchen Stunden das Grundstück streift und die Geschichte des Arbeiterhauses der ehemaligen Färberei.

Der Ersatzneubau greift die vorgefundenen Qualitäten des Bestandes auf, integriert diese und bringt sie bewusst wieder zum Vorschein. Der rechteckige Baukörper sitzt entlang der Strasse und bettet sich in das abfallende Gelände ein.
Die Geschosswohnungen mit ringsum gleichmässig gegliederten Fenstern schaffen einen starken Bezug zum umliegenden, charakterstarken Landschaftsraum. Dieser geht fliessend in die angrenzenden Wiesen und Wälder über.

Bildrechte: © Jeremiah Schwery

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Die gemauerten Aussenwände werden um vier Betonwände ergänzt, um die Erdbebenaussteifung zu gewährleisten und alle Installationen von Dosen und Schaltern einlegen zu können. Das Mauerwerk und die Sichtbetonoberflächen bleiben unverputzt, die Decken und Wände sind schlank ausgeführt, es wird auf zusätzliche Stürze verzichtet. Die Schalungsqualität wurde niedrig gehalten und das Schalungsbild dem Ausführenden überlassen. Eine zentrale Stütze gliedert den durchgesteckten Wohn- /Essbereich.
Materialspezifische Innovationen
Die flachen Betondecken tragen das Licht tief in die Räume hinein. Die Holz-Metallfenster schliessen direkt an den Decken an und lassen sich 180° auf die Aussenwand öffnen. Raumhohe Türen ermöglichen Querbezüge durch die gesamte Wohnung. Bad und Küche siedeln sich zusammengefasst als Einbau an der Nordost-Fassade an. Die gelben Blockfutter der Türen und die Oberflächen des Einbaus bringen zusätzliche Wärme in den Innenraum und werden durch den naturfarbenen, beheizten Unterlagsboden ergänzt.
Interdisziplinäre Ansätze
Beton wird bei diesem Projekt reduziert aber gezielt eingesetzt. Die vier aussteifenden Wände, die obere Ortfassade, die Geschossdecken und eine zentrale Stütze sind aus Ortbeton gefertigt.
Ortsspezifische Gestaltung
Die lebendige Waschputzfassade mit grünem Andeer Zuschlag, das gelbleuchtende Unterdach, die grünen Fensterläden aus Metall, in Kombination mit den glasierten Klinkern, erinnern an den Vorgängerbau und gliedern sich natürlich in das Ortsbild ein.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die zentrale Betontrennwand zieht sich schräg über die gesamte Länge des Hauses. Diese Rotation ermöglicht im Grundriss eine Variation der Eckkammern, sowie ein grosszügiges, lichtdurchflutetes Treppenhaus. Auch am äusseren Erscheinungsbild des Hauses, an der leicht verdrehten Firstlinie und den asymmetrischen Giebelfassaden, lässt sich die Drehung ablesen und schafft eine Art Gegenbewegung zur dominanten Topografie.
Durchdachtes Tragwerk
Der Massivbau ist eine Kombination von unterschiedlichen Materialien. Die Wahl dieser Materiale resultiert aus ihren ergänzenden Eigenschaften. Ein umfassendes tragendes Mauerwerk, Betondecken und aussteifende Wände. Leichtbauwände für die Steigzonen. Der Holzdachstuhl unter dem fein auskragenden Blechdach, soll die Einfachheit des Hauses unterstreichen. Balkone und eine Sitzbank aus feuerverzinktem Stahl ergänzen das Volumen und aktivieren den Aussenraum.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Ziel mit der Stiftung hausen+wohnen kostengünstig zu bauen und zahlbaren Wohnraum zu schaffen, konnte durch entwurfliche Reduktionen und eine Einfachheit im Bauen erreicht werden. Die Türdrücker und Fenstergriffe aus rohem Aluminiumguss, die sichtbar verschraubten Küchen wurden so entwickelt, dass sie den Mieterwechsel überdauern, eine Langlebigkeit erreicht werden kann und die einzelnen Elemente separat ausgetauscht werden können.

Eigenschaften

Ort
Sittertalstrasse 18, 9014 St. Gallen, Schweiz
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
1'700'000.00
Geschossfläche in m² (SIA 416)
480
Planung
2019 → 2023
Fertigstellung
2023 → 2024
Inbetriebnahme
2024

Projektbeteiligte