Sinnvoller Einsatz von Beton
Die Tragstruktur ähnelt in ihrer Reduktion Büro- oder Hotelbauten mit maximaler Nutzungsflexibilität. Die schmalen Betondecken werden lediglich durch vorfabrizierte Betonpendelstützen sowie je 2 aussteifende Wandscheiben getragen.
Aussergewöhnlich ist, dass die Tragkonstruktion sichtbar, ausserhalb des Dämmperimeters steht und den Ausdruck der Gebäude stark prägt. Die Stützen sind im Bereich der Laubengänge und der Balkone positioniert, die Wandscheiben sind in offenen Treppenhäusern sichtbar.
Materialspezifische Innovationen
Die Innovation liegt in der Einfachheit und Reduktion des Tragwerks. Die Decken sind über Balkone, Innenraum und Laubengänge durchbetoniert. Alle Gebäude kommen ohne aufwendige Kragplattenanschlüsse aus, da die statisch weniger beanspruchten Bereiche in der Betondecke mit einfachen Dämmeinlagen versehen sind. Eine zusätzliche Flankendämmung im Randbereich ergänzt die energetischen Massnahmen auf einfache Weise. Ermöglicht wird dies, durch die Heizwärme aus 100% erneuerbaren Energiequellen.
Interdisziplinäre Ansätze
Optimal aufeinander abgestimmte Rastermasse von Tragstruktur und Steigzonen sowie die Leichtbauweise bei Aussenwänden erlauben einen hohen Grad an Vorfertigung. Die Aussenwände werden als vorfabrizierte Holzelemente mit Hilfe von Montagerobotern und komplett unabhängig von Betonieretappen versetzt. Der Baukran dient legiglich der Verteilung von Holzelementen auf die jeweiligen Geschosse. Die Bauabläufe konnten voneinander unabhängig und mit sehr kurzer Montagedauer terminiert werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Der enge Rahmen der Gestaltungsplanvorgaben und insbesondere die hohe Lärmbelastung durch Bahngleise und Strassenraum liessen wenig Spielraum und waren die ortsspezifische Herausforderung. Die schlanken Baukörper der Apartmentsiedlung erinnern an Eisenbahnwagons und lehnen damit an die ehemalige Wagonfabrik in Schlieren an. Die Gebäudevolumen und Aussenräume vernetzen die benachbarten Überbauungen einer Wohnsiedlung und der Schulanlage in Quer- und Längsverbindungen.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die Sichtbarkeit macht das Tragwerk zum täglichen Begleiter. Stützen sind bewusst vor und nicht zwischen die Fensteröffnungen positioniert. Sie wahren den Abstand zwischen Laubengang und privatem Wohnraum. Die Steigzonen liegen zwischen den Stützenachsen, wo die Deckenstatik die notwendige Perforation erlaubt. An die Aussenwände platziert, ermöglichen sie einen maximal freien flexiblen Grundriss. Sowohl Kleinstwohneinheiten als auch ein Grossraumbüro sind ohne tiefgreifende Anpassungen möglich.
Durchdachtes Tragwerk
Das Stützenraster zieht sich durch alle Geschosse inklusive Einstellhalle. Die Betondecken werden von horizontalen Lastübertragungen befreit und sind minimal dimensioniert.
Das Achsmass von 5.55m in Längsrichtung und 7.95m in Querrichtung ergibt sich aus der Parkplatzgeometrie und bestimmt die Aufreihung der einzelnen Wohneinheiten in den Obergeschossen. Alle raumteilenden Elemente sind in Leichtbauweise ausgeführt, eine Grundrissvielfalt ist mit dem immer gleichen Tragwerksraster möglich.
Umfassende Nachhaltigkeit
Für ein Gebäude mit Betontragwerk ist das Projekt Wagonlits ein aussergewähnlich leichtes und gelenkiges Bauwerk. Die maximale Reduktion auf schlanke Betondecken, vorfabrizierte Stützen und aussteifende Wandscheiben sowie die Ausführung als low-tech-Bauwerk erzielt einen extrem minimierten Anteil an grauer Energie. In den Wohnungen werden weder die Bäder noch die Küchen künstlich be- und entlüftet – die schlanke Gebäudeausbildung ermöglicht stets das lärmabgewandte, natürliche Fensterlüften.