Dienstleistungsgebäude am Bahnhofplatz

1320
Buchner Bründler Architekten
Weitere
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Das Dienstleistungsgebäude etabliert als präzise gesetzter, klar geschnittener Baukörper neue Bezüge und führt mit der Längsform den Bahnhofplatz und die dort ankommenden Wegachsen räumlich zusammen.
Durch seinen städtischen Massstab und seine geometrische Ordnung wirkt der Bau übergeordnet und repräsentativ - ein neues Zentrum ausserhalb des Ortskerns entsteht.
Der Gebäudekörper ist zweiseitig symmetrisch aufgebaut und durch zwei offene Treppenhäuser gegliedert. Gleichmässige, sich staffelnde Raumzonen entstehen, die sich je nach Nutzung flexibel unterteilen lassen. Das Erdgeschoss ist als offene Stützenhalle gestaltet.
Die enge Führung der Trassen und Busspuren prägt die Gebäudeform. Aus dem Profilschnitt wird ein Strukturkörper geschaffen, der den Kräfteverlauf sowohl ins Innere wie ins Äussere des Baus übersetzt. 
Die etagenweise zurückgestuften Hängestützen aus Ortbeton, wie auch das repetitive der industrierohen Aluminiumprofile verleihen dem Bau auf der Platzfassade Plastizität.

Bildrechte: Rory Gardiner: studio@rory-gardiner.com

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Die gleichzeitigen Zug- und Druckeigenschaften von Beton ermöglichen es, aus einem vorgegebenen Schnittschema eine spezifische Schnittfigur mit tragender Betonfassade zu entwickelt, die den Kräfteverlauf in gestufte Hängestützen überträgt und sichtbar macht. Die Kräfte werden in der Dachebene durch Überzüge in zwei Tragkerne übertragen. Hiermit entsteht eine besondere Tektonik, die eine direkte Übersetzung der statischen Konzeption ermöglicht.
Materialspezifische Innovationen
Mit der tragenden Frontfassade mit aussenliegenden Elementen werden die vielfältigen Möglichkeiten und Eigenschaften des Materials Beton ausgelotet. Die Abstimmung aller beanspruchter Teile erforderte ein umfassendes Engineering, insbesondere um die Struktur vor Ort in homogener und fugenloser Bauweise fertigen zu können. Die gesamte Tragkonstruktion musste im Bauverlauf, bis zur Vollendung der Dachebene gespriesst bleiben.
Interdisziplinäre Ansätze
Die fugenlose Ausführung der in Ortbeton gefertigten Struktur, bedurfte einer präzisen Planung der bauphysikalischen Begebenheiten. Besonders bei der Entwicklung der Frontfassade wird für die Durchdringungen der Hülle für Strukturelemente des primären Kräfteverlaufs eine enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Architekten, Bauphysik, Fassadenplanung und der realisierenden Firmen gewählt.
Ortsspezifische Gestaltung
Das sich in Sichtdistanz befindende Ensemble von frühen Lagergebäuden, das Sacklager von Robert Maillard mit Pilzstützen, sowie das Silogebäude der Züblin Ingenieuren, bildeten die gebaute Reverenz zur Entwicklung des stringenten Strukturprinzips in repetitivem Duktus.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die sich verjüngen Hängerposten weisen etagenweise Aufdickungen auf um die Kräfte aus den Gesimseplatten aufnehmen zu können. Hängepfosten und Gesimse erzeugen in der Repetition eine plastische Fassade mit Tiefenwirkung, die insbesondere in der Repetition und durch die spiegelnden Glasflächen Leichtigkeit und Filigranität erzeugt. Im Innenraum entsteht hiermit ein stützenfreier Raum, der frei eingeteilt werden und flexibel genutzt werden kann.
Durchdachtes Tragwerk
Unter den hohen Anforderungen für Bauten an der Bahnlinie ist ein spezifisches Tragwerk entwickelt worden, welches die Lasten der auskragenden Decken im Bereich des Bushofs über eine tragende Frontfassade in den Dachkranz einleiten und diese dann über Kragarme aus Überzügen in zwei aussteige Treppenkerne einleitet.
Umfassende Nachhaltigkeit
Als Auftaktgebäude zum Entwicklungsgebiet Talboden trägt es wesentlich zur Aufwertung bei, bildet die Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs und schafft Aufenthaltsqualität in der Umsteigebeziehung von Bahn zu Bus. Offene Büroflächen führen unterschiedliche Nutzer zusammen, gemeinschaftliche Küchen und Terrassen fördern den Kontakt. Nach Minergiestandards gebaut, weist es einen hohen Grad an Flexibilität auf. Trotz komplexer Bauweise an der Bahn erfolgt der Bau unter ökonomischen Bedingungen.

Eigenschaften

Ort
Altdorf
Baukategorie (SIA 102)
Weitere
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
46 Mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
10'160
Planung
2017 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2022
Inbetriebnahme
2022

Projektbeteiligte

Bauherrschaft
General-/Totalunternehmung
Bauingenieurwesen
Fassadenplanung
HLKS-Planung
Bauphysik
Elektroplanung
Landschaftsarchitektur
Berchtold Lenzin, Zürich