Erweiterungsneubau Schulhaus am Standort Neuendorf

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ARGE ern+ heinzl Architekten und Anderegg Partner AG
Unterricht, Bildung und Forschung
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Das Quartier ist geprägt durch lose Einzelbebauungen und eine landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Das Projekt ergänzt das bestehende Schulhaus zu einem Ensemble, das von ineinander übergehenden Aussenräumen begleitet wird. Es bildet den Abschluss des Areals nach Süden und schafft Raum für zwei grosszügige Pausenplätze.
Der Neubau ist als Stahlbetonskelettbau konzipiert, um grosse Nutzungsflexibilität zu ermöglichen. Aus gleichem Grund wurde das Fluchttreppenhaus nach Aussen verlegt. Die innere Logik wird zur Abbildung der äusseren Erscheinung. Das statische System strukturiert nicht nur das Innere, sondern gestaltet auch die Fassaden: schmale Sichtbetonblenden rhythmisieren das Schulhaus und geben ihm eine variable Erscheinung. Je nach Sonnenstand unterschiedlich tief ausgebildet, verschatten sie die Innenräume und sind Bestandteil des Energiekonzeptes.
Mit wenigen Mitteln werden die Grundrisse um ein multifunktionales Foyer zoniert, an das sich die Lernräume flexibel gruppieren.

Bildrechte: ern+ heinzl Architekten

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Das Projekt setzt Beton als Konstruktionsmaterial ein, weil mit Beton ein effektives Tragwerk mit hoher energetischer Speichermasse realisiert werden konnte. Gleichzeitig wurde der Beton so verfeinert, dass er auch gestaltendes Material ist. Die Qualität des Baustoffes bestimmt die Gestaltung der Innenräume und verleiht ihnen eine unmittelbare und robuste Atmosphäre, was perfekt zum Wunsch der Bauherrschaft passte, Schule als Experimentierraum mit Möglichkeiten der Aneignung zu verstehen.
Materialspezifische Innovationen
Das Projekt kombiniert den Einsatz von Ortbeton mit Fertigteilelementen. Im Innern dominiert das Tragwerk aus Ortbeton mit plastisch ausgeformten und massiven Elementen. Die Geometrie der Bauteile bestimmt die Schalungstechnik, die den Oberflächen der Bauteile ihr spezifisches Aussehen gibt. Die äussere Gestalt hingegen wird durch ganz feine und elegante Betonfertigteile bestimmt, die durch die Beimischung von Weisszement eine beinahe textile Anmutung bekommen, eine tatsächliche «Vorhang»Fassade
Interdisziplinäre Ansätze
Die Verwendung von Sichtbeton bedeutet für uns stets eine enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und den Baufirmen, die den Beton einbringen oder die Fertigteile herstellen und die Schalungen bauen. Diese Zusammenarbeit hat hier früh im Prozess begonnen, sodass die Möglichkeit für 1:1 Muster bestand, an denen die raumhohen Schalungen, Fugenausbildungen oder Oberflächenbehandlungen getestet werden konnten. Zusammen mit Auszubildenden des Betonbaus wurden ausserdem die Aussenleuchten betoniert.
Ortsspezifische Gestaltung
Der Erweiterungsbau der Schule in Neuendorf wurde als kompaktes Gebäude geplant, das sich durch eine präzise Setzung zum bestehenden Schulhaus ergänzend und selbstverständlich verhält. Der geringe Flächenverbrauch und die Positionierung lassen Optionen zu einer weiteren Entwicklung des Grundstücks zu. Durch die ruhige Gestaltung der Fassaden fügt es sich geräuschlos in die bestehende Anlage und den umgebenden Grünraum ein.
Ausgezeichnet mit einem Publikumspreis der Archello Awards 2024.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Raum ist ohne Tragwerk nicht zu denken. Deshalb werden die Gebäude, die wir planen, stets durch das Tragwerk und sein Material gestalterisch bestimmt. Darin liegt ein grosses schöpferisches Potential. Im Projekt in Neuendorf wurde das Material Beton aus zwei gegensätzlichen Richtungen betrachtet: als tragendes Material in Form von plastisch durchformten Volumen mit reliefartiger Oberfläche und als nichttragende Verblendung der Fassaden mit dünnen und neutralen Sichtbeton-Fertigteil-Elementen.
Durchdachtes Tragwerk
Wenn Raum auch Tragwerk ist und Tragwerk sichtbar wird, dann ist eine sorgfältige Planung des statischen Systems unabdingbar. Der Skelettbau sollte für die Schule in Neuendorf ein möglichst hohes Mass an räumlicher Flexibilität ermöglichen, was dazu führte, dass der aussteifende Kern aus dem Gebäude verlagert wurde. Die durch diese Massnahme erforderlich gewordene Verlagerung der Aussteifung in die Ebene der Fassaden, gibt dem Schulhaus ein über alle Geschosse verbindendes eigenes Aussehen.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Schulhaus in Neuendorf ist ein gemeinschaftliches Projekt von 7 Gemeinden. Es ist in der Bevölkerung verankert und offen für alle. Die kompakte Bauweise reduziert den Landverbrauch und hält Optionen für eine zukünftige Entwicklung des Areals offen. Durch das stringente Tragwerk konnte der Materialverbrauch optimiert und Ressourcen geschont werden. Der Einsatz von stone_ash® verbessert die CO2 Bilanz des Betons. Tiefe Fassade dienen der Verschattung und minimieren klimatechnische Massnahmen.

Eigenschaften

Ort
Chäsiweg 16, 4623 Neuendorf
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
15'100'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
4'222
Planung
2020 → 2022
Fertigstellung
2022 → 2023
Inbetriebnahme
2023