Mehrfamilienhaus Neubergweg, Therwil

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Fabio von Arx AG
Wohnen
Neubau
Direktauftrag

Mehrfamilienhaus Neubergweg, Therwil

Das Grundstück liegt auf einer Anhöhe in Therwil und grenzt im Norden an den Wald auf dem Bruderholz. Die Lage bietet eine schöne Weitsicht und ist durch die Topografie sowie die direkte Nachbarschaft zum Wald besonders geprägt. Die umliegende Bebauung besteht aus Einfamilienhäusern der 50er- und 60er-Jahre sowie neueren Wohnanlagen, was auf einen Wandel im Siedlungsgebiet hinweist. Das geplante Mehrfamilienhaus fügt sich harmonisch in das Gelände ein, mit vier Eigentumswohnungen, die über ein zentrales Treppenhaus halbgeschossig erschlossen werden. Die Wohnräume bieten weite Blickachsen und differenzierte Aussenraumbezüge. Grosse Fenster mit hölzernen Leibungen und eine zweischalige Sichtbetonfassade verstärken den Bezug zur Umgebung. Ein Wintergarten, der sich über Schiebetüren zum Aussenraum öffnen lässt, erweitert den Wohnbereich und betont den Kontakt zur Natur.

Bildrechte: Daisuke Hirabayashi

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Beton wird dort eingesetzt, wo Stabilität und Langlebigkeit gefragt sind. Die massive, zweischalige Sichtbetonfassade gewährleistet eine robuste, pflegeleichte Hülle, die vor allem durch ihre Masse einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz bietet. Beton wird auch für die tragenden Wände und Decken des halbgeschossig versetzten Gebäudes verwendet und bildet die primäre Tragstruktur. Ein massgeblicher Anteil vom Tragwerk ist erdberührt, wobei sich der Einsatz von Beton auch als vorteilhaft erweist
Materialspezifische Innovationen
Die innovative, zweischalige Betonfassade wurde monolithisch und fugenlos ausgeführt. Beide Schalen bestehen aus Ortbeton, wobei die äussere Schicht in Sichtbeton gehalten ist. Die gleitende Lagerung der äusseren Schale passt sich thermischen Bewegungen und Schwinden an. Um keine Zwängungen und Spannungsrisse zu verursachen, sind in den Gebäudeecken Hohlkörper vorgesehen worden, die nach dem betonieren wieder entfernt wurden und so der Fassade den nötigen Spielraum für Bewegungen ermöglichen.
Interdisziplinäre Ansätze
Eine interdisziplinäre Herangehensweise prägt dieses Projekt, bei dem Architekt und Ingenieur in enger Zusammenarbeit die Fassadengestaltung und die technischen Details abstimmten. Beton wird nicht nur als tragendes Element eingesetzt, sondern prägt auch die äussere Materialisierung des Gebäudes. Nur durch den offenen und konstruktiven Dialog zwischen Planungsteam, Bauherr und ausführendem Unternehmer konnte eine wirtschaftliche, ästhetische und funktionelle Sichtbetonfassade realisiert werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Das Gebäude fügt sich harmonisch in die sanft abfallende Landschaft und die bestehende Bebauung ein, ohne die natürliche Topografie zu überlagern. Durch die Staffelung der Volumina wird das Gebäude harmonisch in das Gelände eingefügt und respektiert die Massstäblichkeit der benachbarten Bebauung. Die Architektur nutzt den direkten Zugang zum Waldgebiet Bruderholz, um ein intensives Naturerlebnis zu ermöglichen. Grosse Fenster und der Wintergarten verstärken die Verbindung zur Landschaft.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die Wohnräume sind über Eck organisiert, erlauben weite Blickachsen und schaffen differenzierte Aussenraumbezüge. Die grossen Öffnungen und deren raumbildenden hölzernen Fensterleibungen die in der massiven Sichtbetonfassade eingesetzt sind, unterstreichen den Bezug zur Umgebung und lassen den Ausblick aus verschiedenen Wohnsituationen zu. Der Wintergarten in der Aussenecke kann über dreiteilige Schiebetüren grosszügig zum Aussenraum oder zur Wohnung geöffnet werden und erweitert den Wohnraum.
Durchdachtes Tragwerk
Das Tragwerk des Neubaus basiert auf massiven Betonwänden und -decken, die eine stabile und langlebige Struktur gewährleisten. Die tragenden Wände bieten hohe Lastenaufnahme sowie gute Schalldämmung. Die schlanken Betondecken ermöglichen eine effiziente horizontale Lastenverteilung. Diese tragwerkstechnische Lösung sorgt für eine hohe Stabilität bei gleichzeitiger Flexibilität in der Raumaufteilung.
Umfassende Nachhaltigkeit
Langlebige Materialien wie Beton, Holz-Metall-Fenster sowie eine Wärmepumpe mit passiver Kühlung im Sommer fördern den ökologischen Ansatz. Die Bäder werden mit Wärmerückgewinnung belüftet, das Projekt verzichtet ansonsten auf kontrollierte Belüftung. Ein effizienter Luftaustausch erfolgt durch Querlüftung. Photovoltaik und optimierte Tageslichtnutzung schonen Ressourcen. Niedrige Betriebskosten, hohe Wertbeständigkeit und flexible Raumaufteilung bieten langfristig attraktive Wohnbedingungen.

Eigenschaften

Ort
Therwil
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
3.7 Mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
1'370
Planung
2017 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2021
Inbetriebnahme
2021

Projektbeteiligte

Architektur
Bauingenieurwesen
Bauherrschaft
Kosten- und Terminplanung
HLKS-Planung
Baumanagement
Fassadenplanung
Landschaftsarchitektur