Wohnhochhaus Papieri-Areal, Baubereich I, Cham

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Wohnen
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Wohnhochhaus I Papieri-Areal, Cham

Das Wohnhochhaus BBI ist im Rahmen der zweiten Bauetappe im Papieri-Areal Cham als eine nachhaltige Hybridkonstruktion realisiert. Die 61 Eigentumswohnungen mitten im ehemaligen Industrieareal sind geprägt von der Holz-Beton-Konstruktion. Sie besteht aus einem massiven Betonkern, Holz-Beton-Verbunddecken, Betonstützen und aus Zwillings-Holzträgern aus Brettschicht-holz in Baubuche.

Bildrechte: Beat Bühler

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Die Erschliessungskerne bilden das konstruktive Rückgrat und stabilisieren das Bauwerk bei horizontaler Beanspruchung durch Wind und Erdbeben. Dank der koppelnden Wirkung der Betondecke zwischen Treppen- und Liftkern ist die Wandstärke auf ein Minimum reduziert. Der Feuerwiderstand EI 90 wird ohne Sprinkler nur mit der dünnen Überbetonschicht, dem verstärkten Beton bei den Tragachsen und den Betonstützen gewährleistet, die Holzkonstruktion ist im Brandfall nicht Bestandteil der Tragkonstruktion.
Materialspezifische Innovationen
Die Vorteile der Kombination von Beton und Holz werden effizient genutzt: Im Verbund mit der Brettsperrholzplatte wirkt der Überbeton im Gebrauchszustand als Teil des Querschnitts – Beton mit seiner hohen Druckfestigkeit ist auf der gedrückten Querschnittsseite, Holz mit seiner hohen Zugfestigkeit hingegen auf der Zugseite. Der Überbeton ist an wenigen Stellen Träger haustechnischer Installationen und gewährleistet den erforderlichen Schallschutz.
Interdisziplinäre Ansätze
Das durchdachte Tragwerk genügt nicht nur den statischen Anforderungen, sondern erfüllt gleichzeitig die Vorgaben an Brandwiderstand, Schallschutz und Haustechnik und ist integratives Gestaltungsement.
Die Anforderungen wurden im interdisziplinären Planungsteam intensiv koordiniert. Das entwickelte Tragsystem setzt ein tiefgehendes Verständnis eines je-den Spezialisten für das jeweilig andere Fachgebiet voraus – so konnten integrale Lösungen im interdisziplinären Planungsteam entwickelt werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Das Papieri-Areal ist geprägt von den Spuren der industriellen Vergangenheit – die Bestandesgebäude und charaktervolle Materialien haben eine unverwechselbare Identität. Das Hochhaus in Hybridbauweise interpretiert das Weiter-bauen der vielseitigen und starken Strukturen des ehemaligen Industrieareals, nimmt in seiner Gestaltung die Kraft und Direktheit der Bestandsbauten auf und übersetzt die vorgefundene Materialität und Haptik in eine zeitgenössische Sprache.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
In den Übereckwohnungen rhythmisiert die Holzstruktur den Raum senkrecht zur Laufrichtung. Die Konstruktionsweise prägt die äussere Gestalt, die zu einem differenzierten Abbild der räumlichen Struktur verfeinert wird. Die vertikal strukturierte Fassade mit dem ondulierenden glasfaserverstärkten Betonelementen kombiniert mit den horizontalen, durch Metallstäbe verbundenen Balkonplatten aus vorfabrizierten Betonelementen erzeugt eine strukturelle Plastizität mit variantenreichem Formvokabular.
Durchdachtes Tragwerk
Das Hochhaus mit reichhaltiger tektonischer Gliederung folgt gleichzeitig den Bedingungen nach konstruktiver Optimierung und rationellem Bauablauf. Die hybride Gebäudestruktur aus Beton und Holz hat eine hohe statische Effizienz. Die tragenden vertikalen Elemente in Beton, die horizontalen in Holz und die biaxiale Tragwirkung der HBV-Decken sind positive Eigenschaften der Verbund-Technik. Die hohen Brandschutzanforderungen für Hochhäuser werden ohne Sprinkler mit der Betonstruktur umgesetzt.
Umfassende Nachhaltigkeit
Planung und Bau erfüllen die Prinzipien der 2000-Watt-Gesellschaft und die Zusatzanforderungen für Erstellung und Betrieb betreffend Primärenergiebedarf und Treibhausgasemissionen, u.a. aufgrund der guten CO2-Bilanz der Hybridbauweise. Der Betoneinsatz ist auf das Minimum beschränkt, der zementarme Recycling-Beton minimiert die Schwindspannungen und verkleinert den ökologischen Fussabdruck – insgesamt eine Grundlage für eine energieeffiziente, klimaneutrale und nachhaltige Gesellschaft.

Eigenschaften

Ort
Cham
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
11'962.7
Planung
2020 → 2024
Fertigstellung
2022 → 2024
Inbetriebnahme
2024