Haus Kilchberg

1176
Michael Meier und Marius Hug Architekten
Wohnen
Neubau
Direktauftrag

In Kilchberg schmiegt sich das bootsförmige Wohnhaus in eine keilförmige Parzelle entlang der Alten Landstrasse. Prägend für den 2021 errichteten Bau sind der Seeblick und die abfallende Topografie der Hanglage.
Über eine Auffahrt gelangt man zum Eingangsbereich mit angrenzender Garage, Büro und Gästezimmer. Eine zweiläufige Treppe führt in das Schlafgeschoss mit Zimmer, Bäder und Ankleide und von da weiter zu einem lichtdurchfluteten Wohngeschoss. Der bugförmige Grundriss mit grossformatigem Fischgrätparkett bildet Nischen für die Kochinsel, sowie den Ess- und Wohnbereich und läuft auf eine gedeckte, südorientierte Loggia zu. Von hier aus führt eine Aussentreppe auf das Oberdeck, einer dicht bewachsenen Dachterrasse, die einen starken Kontrast zum lasierten Sichtbeton der Fassade bietet. Ein wuchtiger Handlauf aus eloxiertem Aluminium schwebt über der Glasbrüstung und erinnert an eine Reling. In der Ferne hört man ein Schiffshorn und wähnt sich selbst hoch über dem See auf hoher See.

Bildrechte: Markus Bertschi, Zürich

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Das Gebäude entwickelt sich skulptural aus der Bodenplatte und der Stützmauer heraus, öffnet sich zum See hin und verweigert sich der lauten Strasse mit einer massiven, schallabsorbierenden Betonfassade.
Materialspezifische Innovationen
Das Gebäude manifestiert sich nach aussen mit einer homogenen Betonoberfläche auf allen Flächen. Dank einer mehrschichtig applizierten Lasur behält der Beton seine Natürlichkeit und die Oberfläche ist auf elegante Weise veredelt. Die Farbigkeit und Tiefenwirkung sind an den umliegenden Kontext angepasst. Der rohe Baustoff Beton erhält etwas Seidenes. Im Inneren ist der Beton mit zusätzlichen natürlichen Materialien wie Naturstein und Holzverkleidungen ergänzt und veredelt.
Interdisziplinäre Ansätze
Die intensive Zusammenarbeit mit dem Statiker, um eine stützenfreie, ausgewogene Struktur mit minimalem Materialeinsatz zu erreichen, war eine spannende Herausforderung.
Ortsspezifische Gestaltung
Das Haus fügt sich passgenau in die Geometrie der Parzelle ein, thematisiert den Strassenbezug und orchestriert die Ausblicke. Seine ruhige, zeitlose Fassade mit grosszügigen, fein detaillierten Fenstern steht im Kontrast zu den heterogen materialisierten Nachbarbauten. Das massive, mineralische Gebäude mit seiner umlaufenden Fassade im Sinne der Gründerzeit verleiht dem Ort eine Identität. Die reichhaltige Umgebungsgestaltung mit mächtigem, neuem Baumbestand verortet das Gebäude im Kontext.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Das Wohnhaus reagiert auf die unterschiedlichen Ausblicke. In der Höhe verliert es zunehmend an Massivität und strahlt trotz seiner Solidität eine gewisse Leichtigkeit aus. Eine grosszügige Treppe führt die Bewohnenden vertikal durch das Haus und bietet durch seine Raumdramaturgie spannende Ausblicke sowie überraschende räumliche Sequenzen.
Durchdachtes Tragwerk
Die Fassaden sind tragend ausgebildet und tragen über Konsolverbindungen die Innendecken. Durch das Austarieren der Deckenverformungen können die Eckverglasungen stützenfrei ausgebildet werden, und die Brüstungsbänder der Fassaden werden auf ein Minimum reduziert.
Umfassende Nachhaltigkeit
Eine dauerhafte, unterhaltsarme Fassade und eine intensive, naturnahe und reichhaltige Umgebungsgestaltung (im Sinne der Schwammstadt) mit minimalen versiegelten Flächen sowie die intensiv begrünte Dachterrasse tragen zu einem angenehmen Stadtklima bei und unterstreichen die zeitlose Architektur.

Eigenschaften

Ort
Schoorenstrasse 74, 8802 Kilchberg
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
5 Mio.
Geschossfläche in m² (SIA 416)
746m2
Planung
2019 → 2021
Fertigstellung
2020 → 2022
Inbetriebnahme
2023

Projektbeteiligte