Textilfabrik Mels

1174
Michael Meier und Marius Hug Architekten
Wohnen
Umnutzung
Wettbewerb
Einladungsverfahren

Hoch über Mels thront die zwischen 1867 und 1874 erbaute Textilfabrik Stoffel. Nach einem Brand und mehreren Besitzerwechseln wurde die Industriebrache 2007 versteigert. Dank eines 2013 gewonnen Wettbewerbs wurde sie zwischen 2016 und 2023 umgebaut und mit Neubauten ergänzt werden, um ein Quartier von 250 Wohnungen zu schaffen.
Übrig blieben die imposanten Fabrikhallen der Weberei und Spinnerei, sowie das Auffangbecken und der Öltank zur Stromerzeugung. Letztere sind heute ein Naturpool und eine Sauna. In Ersteren konnten dank präzisen Eingriffen die charakteristischen Stahlstützen erhalten werden. Zusammen mit dem Durchwohnen in den tiefen Grundrissen, den enormen Raumhöhen und den grossen Fenstern wurde die industrielle Atmosphäre der Fabrik- in Wohnhallen übertragen werden. Zum Tal hin behielt die Fabrik ihr Gesicht und wurde mit den Neubauten der Öffnerei und Färberei ergänzt. Hangseitig profitieren die neuen Anwohner dank Gauben und weit auskragenden Balkonen von der Umgebung.

Bildrechte: Roman Keller, Zürich und Peter Fuchs, Rebstein

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Beton wird in vielfältiger Weise eingesetzt: Erstens als Ortbeton für das Tragwerk, dieses sowohl in Form von innenliegender, dienender Struktur sowie als aussenliegendes, sichtbares Tragwerk. Zweitens in Form von Betonelementen für Fassadenbekleidungen und vorgesetzte Bauteile. Drittens kommt er als Verbundkonstruktion zum Einsatz, bestehend aus Halbfertigteilen und einem Betonüberzug.
Materialspezifische Innovationen
Sehr schlank dimensionierte, auskragende und geometrisch komplexe Betonelemente wurden vor die bestehenden Fassadenöffnungen montiert, um Balkone zu schaffen, die sich harmonisch in das bestehende Fassadenbild einfügen.
Interdisziplinäre Ansätze
Besonders die Ausführung des Tragwerks im Bestand wurde mit intensiv in verschiedenen Varianten erarbeitet und diskutiert. Dabei galt es nicht nur, die statischen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch die Vorgaben der Denkmalpflege sowie diejenigen des aktuellen Brandschutzes zu berücksichtigen.
Ortsspezifische Gestaltung
Gemeinsam mit allen Planungsbeteiligten wurden Lösungen entwickelt, die die vorgefunden Bauten respektieren, erhalten und dort, wo notwendig ergänzt. Die klare Struktur des Bestandes wurde zu einem stimmigen Gesamtbild weitergeführt.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die sorgfältige Ausführung, die angenehme Haptik und die beeindruckende Größe dieser Räume hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Die Neubauten greifen die ehrliche Materialität der Altbauten auf: Die markanten Betonelemente übernehmen tektonische Prinzipien und verweisen auf klassische Gliederungen sowie wiederkehrende Elemente des Bestehenden.
Durchdachtes Tragwerk
Bei den Altbauten wurde ein neues Stahlbetontragwerk in die bestehende Struktur integriert. Es folgt der konstruktiven Logik des Originals, die neuen Wände sitzen auf der bestehenden Stützenachse, die neuen Betondecken legen sich auf die bestehenden Holzbalkendecken. So konnten die charakteristischen Stahlstützen lastfrei gehalten werden und im Originalzustand erhalten bleiben.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Projekt zeigt die Chancen einer nachhaltigen Transformation einer ehemaligen Industriebrache auf.

Eigenschaften

Ort
Im Stoffel 3–42, 8887 Mels
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Umnutzung
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Einladungsverfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
170 Mio.
Geschossfläche in m² (SIA 416)
31'270 m2
Planung
2014 → 2022
Fertigstellung
2020 → 2023
Inbetriebnahme
2023

Projektbeteiligte

Architektur
Bauherrschaft
Alte Textilfabrik Stoffel AG
Baumanagement
Bauingenieurwesen
HLKS-Planung
HLKS-Planung
Landschaftsarchitektur
Elektroplanung
Bauphysik
Andere
Andere