SGKB Halle für die Olma Messen

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Ilg Santer Architekten
Kultur und Geselligkeit
Neubau
Wettbewerb
Offenes Verfahren

Die städtebauliche Setzung der neuen Halle am Ende des Olma-Geländes ist durch das Entwicklungskonzept der Olma Neuland gesetzt. Die Herausforderung bestand in der Überdeckung der Autobahn und der Umsetzung einer stützenfreien Halle auf wenigen Auflagerpunkten. Architektonisch wird die neue Halle als ein Gebäude begriffen. Der Baukörper ist horizontal in einen Sockel mit zyklopischen Pfeilern, einen tragenden Betonring und eine aufgesetzte Laterne für das Hallendach gegliedert. Die horizontale Dreiteilung spiegelt sich im Dreiklang von Vorplatz, Foyer und Halle wider: Man geht die organischen Sitzstufen herab über den Platz, schlüpft unter das Vordach und betritt das Foyer. Das zenitale Licht und die dynamisierte Raumwirkung lenken den Besucher, bevor er schliesslich in die Hallenwelt eintaucht. Zum Olma-Platz setzt das Vordach ein zeichenhaftes Signal für den Zugang als Auftakt der Raumfolge. Im Kontrast zum tragenden Ring akzentuieren drei leichte Stahlbaukonstruktionen die Abfolge.

Bildrechte: ©Felix Krumbholz / ©Walter Mair / ©Peter Habe / ©Stephan Rappo

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Bei der SGKB-Halle wurden die Materialien Beton, Stahl und Holz nach Ihren Materialeigenschaften gerecht optimal eingesetzt. Die Konstruktion gliedert sich in ein Primärtragwerk aus Beton, ein sekundäres Tragwerk aus Stahl und eine Tertiärstruktur aus Holz.
Der vorgespannte Hohlkasten als Betonring trägt die Lasten der leichten Dachkonstruktionen aus Stahl konzentriert auf wenige sorgfältig platzierte, symmetrisch angeordnete Auflager, die Elefantenfüsse, auf der Autobahnüberdeckung (ÜRO) ab.
Materialspezifische Innovationen
Die Innovation liegt in der materialgerechten Kombination der strukturell eingesetzten Materialien. Ausser Materialforschung kann auch der gezielte Einsatz bewährter Betonkonstruktionen im Verbund mit anderen Materialien einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Die Struktur nutzt die spezifischen Stärken der verwendeten Baustoffe optimal. Dank Ihrer Schlankheit weist der Hochbau eine exzellente CO2-Bilanz mit 8.4 kg CO2/m2 EBF aus. Die Lösung vereint strukturelle Effizienz mit Nachhaltigkeit.
Interdisziplinäre Ansätze
Das Betontragwerk ist ein raumhaltiges Exoskelett mit Mehrfachfunktion. Wie bei einem Schloss trennt es Messe und Betrieb räumlich. Anders als ein monolithischer Träger verbindet der ringförmige Hohlkastenquerschnitt die Statik mit zusätzlichen Nutzungen: Er dient als Fluchtweg, Technikzentrale oder -verteilung und fungiert bauphysikalisch als Pufferraum und Fassade. Die Elefantenfüsse vergrößern die Standfläche für die Krafteinleitung in die ÜRO und integrieren Treppen, Lifte und Technik.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Halle wird als öffentliches Gebäude begriffen: Der Baukörper ist horizontal in einen Sockel mit zyklopischen Pfeilern, einen tragenden Betonring und eine aufgesetzte Laterne gegliedert. Die Tektonik des Tragwerks in Beton und Stahl ist nach aussen lesbar und vermeidet so den bei Hallen gängigen “decorated shed”. Die Dreiteilung integriert sich in das Areal mit der Aufnahme der Fluchten und Trauflinien und gibt der Halle gleichzeitig zur Autobahn eine dynamisierte, liegende Erscheinung.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Der OLMA - Platz bildet den Auftakt einer Raumfolge, die unter dem Vordach durch das Foyer mit zenitalem Licht in die Halle führt. Das Büro in der Feldmitte des Fischbauchträgers schwebt als inszenierte Arbeitswelt über dem Foyer und ist durch die raumhaltigen Hohlkastenträger und Elefantenfüsse backstage erschlossen. Die Filigranität des aufgelösten Stahlbaus wirkt tektonisch als Kontrast zur Massivität des Betons und der atmosphärischen Haptik der Holzeinbauten.
Durchdachtes Tragwerk
Die Primärstruktur konnte im Bau nicht auf die ÜRO abgestützt werden. Deshalb wurde sie im Freivorbau ab den Elefantenfüssen erstellt und am Ende zu einem Ring verbunden.
Der Stahl wurde in Teilen angeliefert, vor Ort montiert und in Position gehoben. Das Fachwerk besteht aus 3774 Stäben und 1006 Knoten, jeder statisch optimiert. Das Foyer wird von 52 Fischbauchträgern überspannt. Zuletzt wurden Holzboxen, leimfreie Brettstapelelemente aus Massivholz, teils mit integrierter Akustik, eingebaut.
Umfassende Nachhaltigkeit
Eine Nachhaltigkeitsprüfung ergab für den Bau einen Wert von 8,4 kg CO₂/m² EBF, der unter dem Klimaziel des SIA-Effizienzpfads Energie 2040 von 9 kg/m² EBF liegt. Dies war durch das Zusammenspiel von Hohlkastentragwerk, Raumfachwerk und Holzeinbauten möglich. Durch die Überdeckung von versiegeltem Infrastrukturland ging zudem kein wertvolles Kulturland verloren – so entstand eine hochwertige Nutzung mit soziokulturellem Mehrwert für das Quartier, die Menschen miteinander verbindet.

Eigenschaften

Ort
Splügenstrasse 12, 9008 St. Gallen
Baukategorie (SIA 102)
Kultur und Geselligkeit
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Offenes Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
CHF 175 Mio. (inkl. Autobahnüberdeckung)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
13'974
Planung
2019 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2024
Inbetriebnahme
2024

Projektbeteiligte