Sinnvoller Einsatz von Beton
Die Primärstruktur besteht aus einem regelmässigen Stützen-Träger-Raster aus Holz, das von Holz-Beton-Verbunddecken überspannt wird. Ortbeton kommt im Untergeschoss und den beiden Treppentürmen zum Einsatz. Ansonsten ist die Atmosphäre im Innenraum von der 'weichen' Holzkonstruktion geprägt. Im Kontrast dazu sind die Bauten von einer 'harten Schale' aus vorfabrizierten Betonelementen umhüllt. Die robuste Haut schützt die Häuser, die sich an die Ufervegetation des Bachlaufs schmiegen.
Materialspezifische Innovationen
Die Fassadenkonstruktion ist - wie die Struktur der Gebäude insgesamt - stringent, geradlinig und einfach. Die Betonelemente sind in ihrer Geometrie minimalistisch und konstruktiv auf das nötige Minimum reduziert. Die absolut flache Fassade macht sich die 'Unzulänglichkeit' des menschlichen Auges zu Nutze und lässt - einzig mit Hilfe zweier unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheiten des Betons und ohne konstruktiven Aufwand - Tiefe und Bewegtheit entstehen.
Interdisziplinäre Ansätze
Die Fassadengestaltung ist inspiriert durch die Art Optique und deren Erkenntnisse. Die schalungsglatten Flächen wirken heller als die gewaschenen, wobei der Unterschied etwa jenem zwischen 'besonnt' und 'beschattet' entspricht. Im Zusammenhang mit den diagonalen Flächenübergängen entsteht beim Betrachter der Eindruck von Tiefe. Nun sind aber die 'beschatteten' Flächen keineswegs dort angeordnet, wo sie sein müssten hätte die Fassade tatsächlich Tiefe - und trotzdem lassen wir uns täuschen!
Ortsspezifische Gestaltung
Das Schulareal erstreckt sich entlang dem Ufer des Grentschelbachs. Die sehr präsente Ufervegetation ist üppig und wildromantisch und prägt die Atmosphäre der Schulanlage. Im Geometrischen, Geradlinigen der Architektur wird explizit der Kontrast zum Organischen gesucht. Vor dem Hintergrund des Gebauten soll das Spezifische der Natur umso stärker zur Geltung kommen und umgekehrt.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die grossmassstäblichen Gebäude im Grentschel erscheinen auf den ersten Blick beliebig und unabhängig voneinander über die Talsohle verstreut. Tatsächlich sind aber alle Volumen am Lauf des unscheinbaren Grentschelbaches ausgerichtet. Die Neubauten folgen dieser Logik, wobei ein zweiter trapezförmiger Pausenplatz zwischen den Häusern aufgespannt wird. Diese recht eigene Platzgeometrie findet sich dann formal in der Fassadengestaltung wieder und verwebt die Architektur mit dem Ort.
Durchdachtes Tragwerk
Für einen schnellen und rationalen Bauablauf weisen die Neubauten einen hohen Vorfertigungsgrad auf und sind bis auf die erdberührten Bauteile in Elementen geplant. Die modularen, auf einem stringenten Raster aufgebauten Grundrisse führen zu einer hohen Wiederholung von selben Elementen. Alle tragenden Elemente finden sich innerhalb der Gebäudehülle. Zwecks Reduktion von Wärmebrücken ist die Betonelement-Fassade selbsttragend und lediglich an den Fassadenstirnen minimal rückverankert.
Umfassende Nachhaltigkeit
Die Grundvoraussetzungen zur Erreichung einer hohen Nachhaltigkeit werden durch die kompakte Gebäudeform, den relativ geringen Fensteranteil, die Leichtbau-Konstruktion, die Einfachheit der Gebäudehülle, sowie die flächeneffiziente Grundrissorganisation erreicht. Eine hohe Nutzungsflexibilität sowie die Möglichkeit einer Aufstockung sind zusätzliche Vorteile. Auf sozialer Ebene ist das integrative Schulmodell, welches HPS, Primar- und Sekundarstufe in einem Haus vereint, hervorzuheben.