Roter Kamm

1099
Loeliger Strub Architektur GmbH
Wohnen
Neubau
Direktauftrag

Das Wohnhaus befindet sich am Rande des Zürcher Stadtgebiets. Nordseitig erschliesst eine überhohe Arkadenschicht die beiden Eingänge und bildet einen schützenden und rhythmisierenden Filter zur stark befahrenen Strasse. Im Süden öffnet sich das Gebäude mit einer weit auskragenden grosszügigen Verandaschicht zum Gemeinschaftsgarten. Skulpturale Gartentreppen verbinden jede Wohnungen direkt mit dem Grün.

Ein grosszügiger Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss bindet die beiden Treppenhäuser zusammen und öffnet sich zum Garten. Eine grosse Küche, ein Essbereich mit einem grossen Tisch, eine Sitznische mit einem Kamin und ein Waschsalon stehen allen BewohnerInnen zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung und fördern den sozialen Austausch.

In eine flexible Struktur sind vierzehn Wohnungen unterschiedlicher Grösse eingepasst. Diese können mit Schiebewänden und raumhohen Klapptüren an die unterschiedlichen Wohn- und Raumbedürfnisse der BewohnerInnen angepasst werden.

Bildrechte: Seraina Wirz, Fanni Rea Müller

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Eine filigranes Tragwerk aus vorfabrizierten Wandscheiben, angehängten Unterzügen und dünnen Deckenelementen bildet das strukturelle und räumliche Gerüst des Gebäudes. Ortbeton wurde gezielt für die aussteifenden raumhaltigen Wände an den Gebäudeenden, die luftigen Treppenhäuser und die skulpturalen Gartentreppen eingesetzt.
Durch diese äusserst materialeffiziente Bauweise ergibt sich eine jederzeit anpassbare und so auch im Gebrauch nachhaltige Struktur.
Materialspezifische Innovationen
Mit der strukturierten Bauweise konnte die Menge an Beton reduziert werden. Die in einem engen Raster gesetzten Unterzüge ermöglichen entsprechend der statischen und bauphysikalischen Anforderungen schlank ausgebildete Deckenelemente.
Die beiden Treppenhäuser in Ortbeton sind statisch und akustisch vollständig vom restlichen Gebäude getrennt. Durch diese Eigenständigkeit konnten die Sichtbetonwände, -decken, -treppen und -podeste monolithisch mit fertiger Oberfläche fugenlos verbunden werden.
Interdisziplinäre Ansätze
Das Tragwerk ist auch räumlich wirksam und wurde konsistent und kongruent mit dem Innenausbau entwickelt. Die Tragscheiben dienen als «Parkplatz» für die Schiebeelemente, die Unterzüge als Führungsschiene.
Bei den beiden aussteifenden Seitenfassaden wurde dort auf Beton verzichtet, wo er aus statischen Gründen nicht zwingend notwendig war. Dies ermöglichte es, in diese aussteifenden Bauteile räumliche Nutzungen, wie eine Dusche oder einen Sitzerker, einzuschreiben.
Ortsspezifische Gestaltung
Das Gebäude orientiert sich in Form und Farbgebung an den benachbarten landwirtschaftlichen Bauten. Das einfache Volumen fügt sich gut in die ländliche Umgebung ein, auf ein Attikageschoss wurde zugunsten des ortstypischen Schrägdachs verzichtet.
Das Haus ist in einen grossen Garten mit essbaren einheimischen Pflanzen eingebettet. Gegen Süden bezieht es sich darauf mit einer grosszügigen Verandaschicht, welche die Wohnungen räumlich und funktional direkt mit dem Grünraum verbindet.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
In die serielle Struktur aus vorfabrizierten Stützen und seitlich angehängten Unterzügen sind verschieden grosse Wohnungen eingepasst.
Mit raumhohen Klapptüren und Schiebeelementen unter den Unterzügen lassen sich unterschiedliche Wohnformen orchestrieren. Das loftartige Wohnen im Raumkontinuum ist ebenso möglich wie ein konventionelleres Wohnen mit abgetrennten Zimmern.
Die sichtbaren Bauteile in Beton erzeugen mit rohen sowie farbig gestrichenen Einbauten in Holz eine heitere Wohnatmosphäre.
Durchdachtes Tragwerk
Das Wohnhaus zeichnet sich durch das sichtbares Tragwerk aus vorgefertigten Stützen und seitlich angeschlossenen Unterzügen aus. Die aufgelegten vorfabrizierten Filigrandeckenelemente sind im statischen Verbund überbetoniert. Im Dachgeschoss werden die Betonunterzüge von gedämmten Holzrippenplatten überspannt.
Die Tragwerkselemente der Veranden und Vordächer bestehen aus sichtbaren Holzrippenplatten, welche additiv auf den auskragenden, thermisch getrennten Betonunterzügen aufgelegt sind.
Umfassende Nachhaltigkeit
Beton wurde dort eingesetzt, wo seine Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit von Vorteil sind. Alles andere wurde in Leichtbauweise ergänzt. Das Haus bildet eine flexible Struktur und kann jederzeit neuen Bedürfnissen angepasst werden.
Das nach Süden geneigte Hauptdach liefert mittels PV- und PVT-Modulen Strom und Wärme. Die gewonnene Wärme wird einerseits zum Heizen, aber auch zur Regeneration der Erdsonden verwendet. Das Dach produziert so insgesamt mehr Energie als das Haus verbraucht.

Eigenschaften

Ort
Zürich
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
2'362
Planung
2018 → 2023
Fertigstellung
2020 → 2023
Inbetriebnahme
2023

Projektbeteiligte

Bauingenieurwesen
Bauherrschaft
Privat
Baumanagement
HLKS-Planung
Elektroplanung
Andere
Bauphysik
Landschaftsarchitektur
Farbgestaltung
Andrea Burkhard