Stade de la Tuilière, Fussballstadion Lausanne

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Sollberger Bögli Architekten
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Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG
Leisure, sport and recreation
New building
Competition
Selective procedure

Das neue Fußballstadion liegt im Norden der Stadt Lausanne und markiert den Übergang vom dichten Stadtgefüge in den freien Landschaftsraum.
Es ist als Auftakt einer neu geplanten Sportinfrastruktur mit neun Fußballfeldern und einer Leichtathletikanlage zu lesen. Das Neubauprojekt des Stadions übernimmt die städtebauliche Leitidee der leicht versetzen, rechteckigen Felder.
Das Stadion, mit seiner einprägsamen Struktur, wird als Träger von Identität und Erinnerung entworfen. Durch das Aufklappen der vier Stadionecken wird der beengten Situation des Perimeters Rechnung getragen. Gleichzeitig entsteht so der eindrückliche und unverwechselbare ikonographische Ausdruck eines Gefäßes. Die freigespielten Ecken erlauben einen großzügigen und freien Besucherfluss um das Stadion und markieren zusätzlich die vier Eingangsbereiche. Es resultiert ein gedeckter öffentlicher Raum welcher zwischen Stadt und Fußballstadion vermittelt. Bereits von außen ist die Atmosphäre des Stadions erleb- und spürbar.

Image copyright: Ariel Huber Photography

Considerations for the project application

Effective Use of Concrete
Die Konstruktionscharakteristika der einfachen Grundform mit den der aufgefalteten Ecken und den schlanken Spannbetonträgern resultieren aus einem intensiven «Dialog der Konstrukteure» und der beständigen Suche nach struktureller Effizienz, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Der Rückgriff auf die bewährten Prinzipien des Spannbetons ermöglichte es den Ingenieuren, eine sehr funktionale Tragstruktur und eine besondere räumliche Wirkung zu erzielen.
Material-Specific Innovations
Die schrägen Stadioneckscheiben weisen eine Gesamthöhe von 12,35 m und eine Neigung von 38° zur Horizontalen auf. Sie wurden mit einer speziellen Betonrezeptur der Klasse C30/37 gefertigt, die eine Umsetzung ohne Konterschalung ermöglichte. Die darin enthaltene Stahleinlage dient gleichzeitig als Ankerkopf für den Zugring und als Durchstanzpilz am Angriffspunkt der Einzelkräfte in der schrägen Scheibe.
Interdisciplinary Approaches
Das neue Stadion präsentiert sich als eine vollkommene Einheit aus Architektur und Tragstruktur mit hohem Wiedererkennungswert. Die sichtbar belassenen Tragelemente übernehmen zugleich architektonische Funktionen. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit gelang es den Tragwerksplanenden und Architekten, die originelle Entwurfsgrundidee konsequent bis in die Ausführung weiterzuführen.
Site-Specific Design
«Architektur besteht darin, uns spüren zu lassen, was ein Gebäude aushält, indem sie Materie und Körper miteinander verbindet. Betrachten wir die Statik des Stade de la Tuilière, so können wir die Kräfte, die es strukturieren, physisch erfassen. Es ist ein Körper unter Spannung, der durch Anstrengung geformt wird. So zeigt die ‘bescheidene Ikone’ von Lausanne die Energie, die sie enthalten wird.» (Marc Frochaux in Traces, 2020)
Design and Spatial Concept
Im Bestreben, das Tragwerk auf das absolut Wesentliche zu reduzieren, besteht die Tragstruktur der Stadiontribünen aus einer schalenartigen Stahlbetonkonstruktion, die das Spielfeld einfasst. Das Stadiondach ist als leichtes Stahltragwerk, das an den Ecken und mittels Stützen auf dem Tribünenkopf ruht, konzipiert. Die vier Ecken des rechteckigen Stadions sind mit überhängenden Scheiben abgeschrägt, was diesem seine charakteristische Geometrie verleiht.
Thoughtful Structural Design
Die Eck-Öffnungen bieten Zugänge für Besucher und Anlieferungen und dienen gleichzeitig als Widerlager für die Stahlkonstruktion des Dachs. Die vier überhängenden Eckscheiben werden durch einen vorgespannten Zugring im Gleichgewicht gehalten, der im Betonquerschnitt des Tribünenlaufgangs verläuft. Der Ringschluss erfolgt in den schrägen Eckscheiben und erzeugt eine Horizontalkraft in deren vertikaler Symmetrieebene. Die Statik in den Stadionecken kommt so ohne zusätzliche Tragelemente aus.
Comprehensive Sustainability
Das benachbarte Naturgebiet des Petit-Flon bleibt durch rücksichtsvolle Planung erhalten. Elf Teiche entstanden und mehr als vierhundert Bäume sowie elftausend Sträucher einheimischer Arten wurden gepflanzt. Geschützte Vogelarten wie der Mauersegler nutzen die fünfzig Nistkästen, die an den Außenwänden des Stadions befestigt sind. Zur Nutzung nachhaltiger Energien ist das Stade de la Tuilière an das Fernwärmenetz angeschlossen, und auf dem Dach ist eine Solaranlage installiert.

Characteristics

Location
CH-1001 Lausanne
Construction category (SIA 102)
Leisure, sport and recreation
Type of task
New building
Type of procedure
Competition
Form of procurement
Selective procedure
Construction costs (SIA 416) CHF
80 Mio.
Floor area (SIA 416) m²
11'000
Planning
2014 → 2017
Completion
2020 → 2020
Commissioning
2020

Project participants

Builder
Direction des sports et de la cohésion sociale, Ville de Lausanne
Construction management
Tekhne SA, Lausanne
HVAC planning
Ingenieurbüro Stefan Graf, Basel
Electrical planning
Pro Engineering AG, Basel
Facade planning
Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich/Lausanne
Landscape architecture
Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Building physics
BAKUS Bauphysik und Akustik GmbH, Zürich / Grolimund + Partner SA, Neuchâtel
Acoustic planning
Grolimund + Partner AG, Bern