Betonpreis ’25 – Infrastruktur Projekte

Erneuerung und Doppelspurausbau Saaneviadukt (BLS)

1396
Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH
Brücken
Erweiterung
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Das Projekt «Doppelspurausbau Saaneviadukt» wurde im Zusammenhang mit der Aufwertung der Linie Bern-Neuenburg als Anschluss ans europäische Hochgeschwindigkeitsnetz zur Direktverbindung nach Paris geplant. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, musste die Ausbaugeschwindigkeit auf 160km/h verdoppelt werden, was umfassende Anpassungen am Trassee erforderlich machte. Neben dem Neubau des Rosshäuserntunnels musste auch das Saaneviadukt als nationales Denkmal zusammen mit dem Anschlussdamm erweitert werden. Die notwendigen Anpassungen an der horizontalen Linienführung zusammen mit der Verbreiterung des Trassees liessen einen markanten Einfluss auf das Baudenkmal erwarten, weshalb die Projektierung mit einem zweistufigen, interdisziplinären Studienauftrag begonnen wurde. Aus diesem Verfahren resultierte das eingereichte Projekt, welches sich durch den sorgfältigen Umgang mit dem Bestand kennzeichnete und den Materialaufwand durch weitgehende Wiederverwendung der Bausubstanz minimierte.

Bildrechte: Luca Ferrario

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Der Doppelspurausbau des Saaneviadukts zeigt, wie sich das bestehende Tragwerk nach fundamental veränderten Nutzungsanforderungen allein mit einem neuen Beton-Gleistrog weiterverwenden lässt. Durch geschickte Konzeption des Trogs gelingt es, die Einwirkungen aus Bahnverkehr in den Kern des 120 Jahre alten Natursteinviadukts zu zentrieren. Damit kann die Fuge zwischen neuem Schottertrog und bestehendem Mauerwerk trocken und ohne mechanische Verbindung ausgeführt werden.
Materialspezifische Innovationen
Das Saaneviadukt ist für die Aufrechterhaltung des Betriebs der Linie Bern-Neuenburg zentral. Deshalb musste ein Bauverfahren gewählt werden, welches den Umbau des 400m langen Viadukts auf Doppelspur mit einem Betriebsunterbruch von 5 Wochen ermöglichte. Dazu wurde der Trog in Segmentbauweise mit Trockenfugen vorgefertigt. Dies erforderte aufgrund der Länge und des Bestandes eine sehr hohe Fertigungsgenauigkeit, die dank den ausgefeilten Techniken des Elementbauers gewährleistet war.
Interdisziplinäre Ansätze
Das Umbauprojekt für das eidgenössisch geschützte Baudenkmal resultierte aus einem zweistufigen Studienauftrag. Die Erarbeitung erfolgte während und auch nach dem Studienauftrag durch ein interdisziplinäres Team aus Ingenieur und Architekt, welches durch ein Fachteam aus Denkmalpflege und Heimatschutz begleitet wurde. Mit diesen wurden die Detailgestaltungen wie Schalungs- und Fugenbilder und Details des Natursteinmauerwerks mit seiner Instandsetzung entwickelt.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Gestaltung der Umbaumassnahmen wurde in Abstimmung an die Erscheinung und Bedeutung des Baudenkmals möglichst zurückhaltend vorgenommen. Um das vorhandene klar und schnörkellose Bild zu erhalten, wurden die Umbaumassnahmen sehr schlicht gestaltet und der angrenzende aber ebenso prominent in Erscheinung tretende Erddamm wurde in seiner Form ohne Aufbauten belassen.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die architektonische und räumliche Gestaltung der Instandsetzungs- und Ausbaumassnahmen schmälern das Erscheinungsbild des Bestands nicht. Die Gesamtanlage mit dem Einschnitt Mauss und dem Damm Gümmenen wurde unter Beachtung der neuen Spurführung zur Verdoppelung der Ausbaugeschwindigkeit in die Abwägungen berücksichtigt. Die neue Spurführung erforderte eine seitliche Verbreiterung des Viadukts Mauss in Natursteinbauweise. Die dreiteilige Struktur des Bestands bleibt erkennbar.
Durchdachtes Tragwerk
Mit dem Doppelspurausbau ging eine markante Erhöhung des Lastniveaus einher, welche dank dem robusten Mauerwerk mit minimalen Massnahmen aufgenommen werden konnte. Die Abtragung der horiz. Kräfte (Bremsen - Anfahren) liess sich dank raffinierten Gleichgewichtsbetrachtungen auf die neuen und alten Strukturteile verteilen. Die Stabilisierung der systembedingten irreversiblen Längsverformungen des Mauerwerks wurden durch das Zusammenwirken des neuen Schottertrogs und dem best. Mauerwerk erreicht.
Umfassende Nachhaltigkeit
Der Doppelspurausbau des Saaneviadukts ist ein Beispiel für die nachhaltige Weiterverwendung von bestehender Bausubstanz. Mit minimalem Materialaufwand konnten die für einspurigen Bahnverkehr ausgelegten Natursteinviadukte für die neuen Nutzungsanforderungen auf Doppelspur erweitert werden. Neben geringen Instandsetzungsmassnahmen schützt der neue Trog die bestehende Bausubstanz vor der Witterung und verlängert die Nutzungsdauer des historischen Mauerwerkviadukts um weitere 80 Jahre.

Eigenschaften

Ort
Gümmenen (BE)
Baukategorie (SIA 102)
Brücken
Art der Aufgabe
Erweiterung
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
27 Mio. CHF (Nur Viadukt, ohne angrenzender Damm und Einschnitt)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
4'650 (Brückenfläche)
Planung
2013 → 2021
Fertigstellung
2020 → 2021
Inbetriebnahme
2021

Projektbeteiligte