Sinnvoller Einsatz von Beton
Das Betonvolumen ist, wo immer technisch möglich, reduziert. Dazu werden im Bereich über den Pfeilern, links und rechts der Querträger und über den Widerlagern, Hohlräume ausgebildet. Im Mittelfeld im Bogenscheitel ist die Brücke sehr schlank. Von aussen sieht man «Pont Neuf Aarau» die Hohlkastenkonstruktion nicht an, die Brücke wirkt massiv. Tatsächlich ist sie ein hybrides Tragwerk, wobei jedes Element aufgrund der monolithischen Ausführung eine lastabtragende Funktion hat.
Materialspezifische Innovationen
Die schwierigen, nicht-symmetrischen Formen erforderten eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material Beton. Bei dessen Auswahl wurden genügend grosse Druckfestigkeit, benötigte Expositionsklassen, AAR-Widerstand und ein möglichst tiefes Schwindmass beachtet. Dem Beton ist 0,3 % Gelbpigmentierung beigemischt. Brücke und Stützmauern wurden mit sägerohen Brettern aus Rottanne / Gatterschnitt geschalt. Die komplexen, herausfordernden Geometrien sind mit aussergewöhnlicher Präzision umgesetzt.
Interdisziplinäre Ansätze
Die neue Aarebrücke schafft einen Ort, an dem Ingenieurkunst, Landschaftsarchitektur und Architektur zusammenspannen. Die enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit über 13 Jahre führte zu einem funktionalen und ästhetischen Gesamtkonzept, das die Stadt mit dem Flussraum verbindet und gleichermassen einen wichtigen Verkehrsweg sowie einen Aufenthaltsort – als Promenade mit Grünflächen – bietet.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Brücke bezieht sich auf die Geschichte und Topographie von Aarau: Der Zollrain und die Kalksteinmauern werden in der Formensprache, Materialwahl und Farbgebung aufgenommen. Gleichzeitig ist die Brücke ein neuer Aufenthaltsort, der die Stadt zum Wasser hin erweitert. Der Uferweg wird zur Promenade mit Sitzgelegenheiten. Die städtische Seite ist gepflastert, die Juraseite naherholungsorientiert mit Wiesen und Weiden.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die Form spielt mit mittelalterlichen Bezügen, zu gemauerten Bogenbrücken, und gleichzeitig mit Referenzen aus dem modernen Betonbau. Der Entwurf verbindet die befestigte Stadt mit dem natürlichen Ufer. Die schräg gestellten Flügelmauern, die leicht nach aussen kippenden Brückenwände und die ellipsenförmigen Durchbrüche lassen die Brücke schlank und elegant wirken. Alles Tragende ist gleichzeitig formbildend.
Durchdachtes Tragwerk
Über den Pfeilern sind Hohlkastenquerschnitte, die in den Feldmitten zu einem Vollquerschnitt übergehen. Die Fahrbahn ist auf inneren Stegen und seitlichen Flanken aufgeständert. Letztere tragen den Grossteil der Lasten ab, während die bogenförmige Platte unterstützt. Aufgrund monolithischer Ausführung hat jedes Element eine lastabtragende Funktion. Das statische System ist komplex, der Kräftefluss nicht sofort erkennbar. Trotz anspruchsvoller Geometrie werden Beton u. Stahl effizient eingesetzt
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Betonvolumen wurde durch den Einsatz von Hohlräumen bewusst reduziert. Die bestehenden Caissons (Senkkästen), mit denen die alten Fundamente erstellt wurden, blieben erhalten – mit minimalem Eingriff in den Flussraum. Das Brückenbauwerk ist auf eine lange Lebensdauer und geringe Wartungskosten ausgelegt. Die Baumpflanzung, u.a. mit langlebigen Linden, schafft schattige Bereiche, die zusammen mit den Kletterpflanzen an den Mauern einen kühlenden Effekt auf den Aufenthaltsort haben.