Betonpreis ’25 – Infrastruktur Projekte

Pont Neuf Aarau

1172
Christ & Gantenbein
Brücken
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Die neue Aarebrücke verbindet historische Referenzen mit moderner Ingenieurskunst. Sie würdigt die Bedeutung des Standorts, an dem seit der Römerzeit Brücken die Aare überspannen. Die Ersatzbrücke fügt sich mit eleganten Bögen und heller Farbgebung harmonisch in die urbane Umgebung der Stadt und natürliche Umgebung des Flusses ein. Die Bögen ruhen teilweise auf Caissons der alten Brücke, die im Flussbett wiederverwendet werden konnten. Die Hohlkastenkonstruktion, bei der alle Elemente zur Lastabtragung beitragen, führt zur Reduktion der Materialmenge bei gleichzeitiger Maximierung der Tragfähigkeit. Die Brücke erfüllt alle Anforderungen des motorisierten Verkehrs und dient gleichermassen dem Langsamverkehr und Fussgängern. Sie bietet Ausblicke auf die Fluss- und Stadtlandschaft und wertet die öffentlichen Räume beider Uferseiten auf. «Pont Neuf Aarau» ist ein zeitgenössisches, historisch inspiriertes Bauwerk, das das Verkehrsnetz der Region stärkt und seine Umgebung bereichert.

Bildrechte: © Stefano Graziani, © Angelika Annen

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Das Betonvolumen ist, wo immer technisch möglich, reduziert. Dazu werden im Bereich über den Pfeilern, links und rechts der Querträger und über den Widerlagern, Hohlräume ausgebildet. Im Mittelfeld im Bogenscheitel ist die Brücke sehr schlank. Von aussen sieht man «Pont Neuf Aarau» die Hohlkastenkonstruktion nicht an, die Brücke wirkt massiv. Tatsächlich ist sie ein hybrides Tragwerk, wobei jedes Element aufgrund der monolithischen Ausführung eine lastabtragende Funktion hat.
Materialspezifische Innovationen
Die schwierigen, nicht-symmetrischen Formen erforderten eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material Beton. Bei dessen Auswahl wurden genügend grosse Druckfestigkeit, benötigte Expositionsklassen, AAR-Widerstand und ein möglichst tiefes Schwindmass beachtet. Dem Beton ist 0,3 % Gelbpigmentierung beigemischt. Brücke und Stützmauern wurden mit sägerohen Brettern aus Rottanne / Gatterschnitt geschalt. Die komplexen, herausfordernden Geometrien sind mit aussergewöhnlicher Präzision umgesetzt.
Interdisziplinäre Ansätze
Die neue Aarebrücke schafft einen Ort, an dem Ingenieurkunst, Landschaftsarchitektur und Architektur zusammenspannen. Die enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit über 13 Jahre führte zu einem funktionalen und ästhetischen Gesamtkonzept, das die Stadt mit dem Flussraum verbindet und gleichermassen einen wichtigen Verkehrsweg sowie einen Aufenthaltsort – als Promenade mit Grünflächen – bietet.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Brücke bezieht sich auf die Geschichte und Topographie von Aarau: Der Zollrain und die Kalksteinmauern werden in der Formensprache, Materialwahl und Farbgebung aufgenommen. Gleichzeitig ist die Brücke ein neuer Aufenthaltsort, der die Stadt zum Wasser hin erweitert. Der Uferweg wird zur Promenade mit Sitzgelegenheiten. Die städtische Seite ist gepflastert, die Juraseite naherholungsorientiert mit Wiesen und Weiden.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die Form spielt mit mittelalterlichen Bezügen, zu gemauerten Bogenbrücken, und gleichzeitig mit Referenzen aus dem modernen Betonbau. Der Entwurf verbindet die befestigte Stadt mit dem natürlichen Ufer. Die schräg gestellten Flügelmauern, die leicht nach aussen kippenden Brückenwände und die ellipsenförmigen Durchbrüche lassen die Brücke schlank und elegant wirken. Alles Tragende ist gleichzeitig formbildend.
Durchdachtes Tragwerk
Über den Pfeilern sind Hohlkastenquerschnitte, die in den Feldmitten zu einem Vollquerschnitt übergehen. Die Fahrbahn ist auf inneren Stegen und seitlichen Flanken aufgeständert. Letztere tragen den Grossteil der Lasten ab, während die bogenförmige Platte unterstützt. Aufgrund monolithischer Ausführung hat jedes Element eine lastabtragende Funktion. Das statische System ist komplex, der Kräftefluss nicht sofort erkennbar. Trotz anspruchsvoller Geometrie werden Beton u. Stahl effizient eingesetzt
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Betonvolumen wurde durch den Einsatz von Hohlräumen bewusst reduziert. Die bestehenden Caissons (Senkkästen), mit denen die alten Fundamente erstellt wurden, blieben erhalten – mit minimalem Eingriff in den Flussraum. Das Brückenbauwerk ist auf eine lange Lebensdauer und geringe Wartungskosten ausgelegt. Die Baumpflanzung, u.a. mit langlebigen Linden, schafft schattige Bereiche, die zusammen mit den Kletterpflanzen an den Mauern einen kühlenden Effekt auf den Aufenthaltsort haben.

Eigenschaften

Ort
Aarau, Switzerland
Baukategorie (SIA 102)
Brücken
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
Planung
2010 → 2023
Fertigstellung
2020 → 2023
Inbetriebnahme
2023

Projektbeteiligte