Schulhaus Hofmatt

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Rahbaran Hürzeler Architekt:innen
Unterricht, Bildung und Forschung
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Beim neuen Schulhaus in Oberägeri handelt es sich um einen Erweiterungsbau für die Primarschule in einer bestehenden Schulanlage und in unmittelbarer Nachbarschaft zum historischen Ortskern. Die aussichtsreiche Lage mit Blick auf den See und ein gleichzeitig äusserst kleiner Bauplatz waren massgebend für den Entwurf. Heute präsentiert sich der Neubau als turmartiges Schulhaus im gewobenen Fassadenkleid aus hellem Klinker und mit grossformatigen grünen Stahlfenstern mit filigraner Unterteilung.

Bildrechte: ©Weisswert

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Das neue Schulhaus wurde als effizientes viergeschossiges Gebäude mit einer hinterlüfteten Fassade aus hellen Klinkerriemchen erstellt. Der aussteifende Kern und die tragenden Aussenwandscheiben sind betoniert und die Hochwertigkeit materialgerecht inszeniert. Der gesamte Ausbau und die Unterteilungen sind im Gegensatz dazu in flexiblem Leichtbau erstellt. Die massiv ausgeführten Decken und Wände tragen durch ihre Speicherfähigkeit wesentlich zu einem ausgeglichenen und angenehmen Raumklima bei.
Materialspezifische Innovationen
Das zentrale Treppenhaus in Sichtbeton bildet das Herz der Schule: Die steinerne Treppenskulptur wird durch das Zenitlicht und die damit verbundene Kunstintervention zusätzlich inszeniert. Die Unterrichtsräume sind mit viel Holz ausgestaltet und bilden einen wohnlichen Kontrast zum Kern. Einbauten und Bodenbeläge sind aus Weisstanne und Eichenholz erstellt, entlang der Fenster sind Arbeitstische mit dazwischenliegenden Unterbaumöbeln für das Verstauen von Unterrichtsmaterialien angeordnet.
Interdisziplinäre Ansätze
Die Entwicklung erfolgte im engen Austausch zwischen den Disziplinen und im Sinne der Systemtrennung und einfacher Low-tech Ansätze. So werden zB. sämtliche Lüftungsleitungen über vertikale Steigzonen in den Schränken geführt und die raumweise Verteilung erfolgt direkt über diese Einbauten. Dadurch sind die Decken von grösseren Einlagen befreit und die Geschosshöhen konnten minimiert werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Das neue Schulhaus ist kompakt und viergeschossig und steht im rechten Winkel zu der bestehenden Bebauung. Zur Hofmattstrasse staffelt sich das Volumen zurück und nutzt so das knappe Baufeld optimal aus. Die Abstände zu den Bestandsbauten werden maximiert und es entsteht eine klare Adressbildung Richtung Süd-Osten. Das Fassadenkleid in weissen Klinker Riemchen stellt einen Bezug zum hellen Putz der historischen öffentlichen Bauten von Oberägeri her, wie z.B. der Kirche und dem Rektoratsgebäude,
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Der architektonische Ausdruck ist geprägt von der plastischen Staffelung der Volumina und dem Wechselspiel zwischen den geschlossenen Klinkerfassaden und der Leichtigkeit der grossen horizontalen Fensterbänder. Die zweiseitig verglaste Pausenhalle verbindet den Innenraum mit dem Pausenplatz und erzeugt einen visuelle und räumlichen Bezug. Die filigrane Fensterteilung mit horizontalen Drehflügeln ist funktional und erzeugt zugleich einen Mittelgrund für die Ausblicke in die Weite.
Durchdachtes Tragwerk
Das Tragwerk besteht aus einem zentralen, tragenden Kern und Deckenplatten aus Stahlbeton. Die Decken sind im Randbereich mit Brüstungen verstärkt und leiten die Kräfte über einige wenige Wandscheiben in der Fassadenebene in den Untergrund ab. Dies ermöglicht die stützenfreie Anordnung der Nutzflächen um den Kern herum und grosse horizontale Fensterbänder in der Fassade. Diese statische Freiheit garantiert heute und in Zukunft die gewünschte Flexibilität und freie Einteilbarkeit der Räume.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Projekt ist ganz im Sinne der Suffizienz und Materialgerechtigkeit entworfen: Die äusserst effiziente und gleichzeitig flexible Grundrissanordnung führt zu einem sehr kleinen Fussabdruck und nutzt die beengte Situation optimal aus. Beton wir für grosse Spannweiten und für statisch aussteifende Elemente verwendet, alles Andere ist flexibel und in Leichtbau erstellt. Die architektonische Integration in den Kontext und die Schaffung eines Schulgartens sind weitere relevante Aspekte.

Eigenschaften

Ort
Oberägeri
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
8'000'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
1'516
Planung
2019 → 2021
Fertigstellung
2021 → 2022
Inbetriebnahme
2022

Projektbeteiligte