Bâtiment Scolaire, Tavannes

Das neue Schulgebäude in Tavannes im Berner Jura ergänzt das bestehende ISOS-inventarisierte und schützenswerte Ensemble der Schulanlage mit einem neuen Kindergarten, einer Tagesschule mit ausserschulischen Nutzungen und einem grosszügigen Freiraum.












Bildrechte: Federico Farinatti










Überlegungen zum Projektantrag
Sinnvoller Einsatz von Beton
Die Architektur bildet auf direkte Art und Weise die dem Material Beton inhärente Eigenschaft des in eine Form gegossenen und danach gehärteten Baustoffes ab. Der rötlich eingefärbte Ortbeton ist raumbildend, formgebend und tragend. Er wird für die Fassade wie auch in den Innenräumen verwendet. Für die Fassadenöffnungen wurde ein Detail ohne konventionellen Fensteranschlag konzipiert, welches die Wahrnehmung der Architektur zwischen Körperhaftigkeit und aufgelöster Struktur oszillieren lässt.
Materialspezifische Innovationen
Der Beton besteht aus grauem Zement mit 5.5% Farbpigmentanteil und 16mm-Kies. Auf Dilatationsfugen wurde verzichtet, die Sichtkanten sind scharfkantig. Das Fugenbild mit Tafeln von einem Meter Breite wurde akribisch geplant. Die sorgfältige Arbeit des Baumeisters lässt kaum eine Unterscheidung zwischen Schalungs- und Arbeitsfuge zu. All diese Massnahmen unterstützen die Kontinuität der Flächen in den drei Dimensionen, die Haptik und Lebendigkeit des Materials Beton tritt in den Vordergrund.
Interdisziplinäre Ansätze
Mit der Firma Sulzer Bauchemie wurde in einem längeren Prozess der passende Farbton gesucht, welcher ins historische Ensemble der Uhrmachersiedlung wie auch ins Budget der auftraggebenden Gemeinde passte. Das Sichtbetonteam mit den beteiligten Planern und Unternehmern nutzte das Untergeschoss mit den Kellerräumen als Testfeld, um geeignete Oberflächenbehandlungen zu evaluieren und die Qualität der sichtbaren Betonoberflächen zu definieren.
Ortsspezifische Gestaltung
Die bestehenden Primarschulbauten bilden mit zehn Arbeitermietwohnhäusern ein ISOS-inventarisiertes, schützenswertes architektonisches Ensemble aus den 1920er-Jahren. Der ans südliche Ende der Anlage gerückte Neubau mit Kindergarten und Hort hält den axial angelegten Grünraum frei von Bauten. Auf die muralen viergeschossigen Bestandsbauten mit mächtigen Walmdächern reagiert der vertikal konzipierte Neubau mit monolithischer Körperhaftigkeit in rötlich gefärbtem Beton.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Auf einem im Grundriss quadratischen Kindergartenbereich ruhen drei schlanke Geschosse mit Räumlichkeiten der Tagesschule. Zusammen mit dem Sheddach schafft diese Komposition vertikaler und horizontaler Ausdehnung eine Volumetrie von zeichenhaft verspielter Wirkung. Der objekthafte Charakter des Gebäudes wird weiter gesteigert durch eine in der optischen Wahrnehmung reduzierte Sichtbarkeit der Konstruktion: Die ‚Abwesenheit von Details‘ inszeniert die Materialität des eingefärbten Betons.
Durchdachtes Tragwerk
Das Tragwerk ist direkt und unprätentiös. Alle Lasten werden direkt abgeleitet, auf Auskragungen, vorgespannte oder vorfabrizierte Bauteile wurde bewusst verzichtet. Mit Sorgfalt wurde mit dem Sichtbetonteam daran gearbeitet, einen möglichst monolithischen Ausdruck der Betonoberflächen zu erreichen, ohne störende Fugen am falschen Ort. Anspruchsvoll waren die Übergänge von beheizten zu unbeheizten Räumen sowie von vertikalen zu horizontalen Betonbauteilen.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Projekt war unter den 75 Wettbewerbsbeiträgen das kompakteste mit grösster Flächeneffizienz und geringstem Landverbrauch. Mit Baustoffen aus regionaler Produktion wurde ökologische Nachhaltigkeit wie auch der Support des lokalen Gewerbes angestrebt. Das Baumaterial Beton ist langlebig und unterhaltsarm. Der Beton wurde im zehn Kilometer entfernten Betonwerk von Vigier-Ciment in Péry-La Heutte hergestellt, das Kies für den Beton aus dem 14 Kilometer entfernten Sutz am Bielersee angeliefert.
Eigenschaften
Ort
Tavannes BE
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Offenes Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
7.9 Mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
1'940
Planung
2018 → 2021
Fertigstellung
2021 → 2024
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Bauherrschaft
Baumanagement
RB Direction de Travaux Sàrl
Bauingenieurwesen
Betonbau
Betonbau
Betonbau
Landschaftsarchitektur
HLKS-Planung
Bauphysik
Fassadenplanung