Fabrik Bühler Areal

1409
RWPA
Industrie und Gewerbe
Umnutzung
Wettbewerb
Einladungsverfahren

Das Gebäude Spinnerei 2 und 3 der Firma Hermann Bühler aus den 80er Jahren ist funktional konzipiert: drei Hallen, zwei davon gestapelt, werden durch einen Lateralbau verbunden. Die grossen Hallen mit je 3500m2 Grundfläche, zusammen rund zwei Fussballfelder gross, werden durch den kleinteiligen Servicetrakt mit Infrastruktureinrichtungen versorgt. Die Transformation erfolgt primär mit drei Massnahmen: 1. Die Gebäudehülle wird für Nutzungen geöffnet und energetisch saniert, wobei Ihr spezifischer Charakter mit analogen Elementen ergänzt und pointiert wird. 2. Neue Erschliessungsachsen sowohl im Aussenraum als auch in den Hallen zonieren, verbinden und organisieren die variabel einteilbaren Nutzflächen. 3. Der Klimaturm II wird zum neuen Eingang und sozialräumlichen Zentrum des divers genutzten Gebäudes. Die Treppen verbinden die Längskorridore, die ins Technikgeschoss eingebaute Parkgarage, die Garderobe, das Sitzungszimmer und den Pausenraum für alle sowie die öffentliche Dachterrasse.

Bildrechte: Lucas Peters

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Die Spinnereihallen mit dem längsseitig begleitenden Infrastrukturannex sind strukturell wie räumlich primär durch das Material Beton geprägt. So stellte sich uns die Sinnfrage nicht im Einsatz des Materials, sondern im möglichst grossen, integralen Erhalt des Bestandes und möglichst kleinem Einsatz von ergänzenden Elementen. So war das präzise herausschneiden vom Beton für Durchgänge, Belichtung oder Be- und Entlüftungen bis hin zu spezifischen Entrauchungsöffnungen unsere Hauptaufgabe.
Materialspezifische Innovationen
Eine Materialspezifische Innovation existiert nicht. Vielmehr ist das Weiterverwenden des vorhandenen Materials und die Ergänzung je nach funktionalem Anspruch das prägende im Projekt. Zum Beispiel Öffnungen unterschiedlichster Geometrie mit möglichst kleinem zusätzlichem Aufwand zu erstellen, ohne das die statische Funktion beeinträchtigt wird. Oder die Suche nach der sinnigsten Lösung für den verbleibenden Teil der ursprünglichen Passerelle, dem heutigen Balkon.
Interdisziplinäre Ansätze
Der interdisziplinäre Ansatz ist vielleicht im Sinn von, dass wir uns mit dem Material, welches den Bestand hauptsächlich definierte für eine Transformation auseinandersetzen und mit diesem Material auch weiterbauen durften. Daraus entstandenen sehr spezifische und diverse bauliche Lösungen mit dem Umgang mit Beton.
Ortsspezifische Gestaltung
Die ortsspezifische Gestaltung ergibt sich automatisch durch das Material und deren Struktur, welches bereits vorhanden war und die aktuellen Bedingungen für den neuen Gebrauch. Und das immer mit dem Hintergrund mit möglichst geringem Aufwand, nicht gestalterisch, sondern energiebezogen, eine Transformation des Ortes zu ermöglichen.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Durch die Wiederverwendung respektive das Zugänglich machen der bestehenden Strukturen wie zum Beispiel den riesigen Lüftungstürmen mittels präzisem Herausschneiden von Öffnungen oder Zufügen von neuen Treppen entstand ein funktionales Nebeneinander von grossen Hallen und feingliedrigen Erschliessungs- sowie Infrastrukturräumen mit einer grossen räumlichen Vielfalt und Identität.
Durchdachtes Tragwerk
Das Tragwerk der Spinnereihallen mit den grossen Spannweiten wurde beibehalten und optisch freigelegt. Die über die ganze Dachfläche reichende PV-Anlage musst aus statischen Gründen, um keine intensiven Verstärkungen zu bedingen, spezifisch auf die Tragachsen ausgelegt werden. Die bewusst gesetzten Dachöffnungen im Annexbau wurdn punktuell mit sichtbaren Lamellen verstärkt.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Kredo der Transformation war von Beginn weg, den ursprünglichen Spinnereihallen möglichst suffizient und ressourcenschonend eine neue, zeitgenössische und adaptierbare Struktur zu geben, welche nachhaltig einen möglichst diversen Nutzungsmix aufnehmen kann. Bewusst wurden Sozialräume wie der Haupteingang mit Briefkastenanlage, der allgemeinzugängliche Aufenthaltsraum mit Balkon (ursprüngliche Passarelle) und die Dachterrasse geschaffen.

Eigenschaften

Ort
Winterthur
Baukategorie (SIA 102)
Industrie und Gewerbe
Art der Aufgabe
Umnutzung
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Einladungsverfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
22'000'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
12'300
Planung
2017 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2023
Inbetriebnahme
2023

Projektbeteiligte

Architektur
Bauherrschaft
Landschaftsarchitektur
Baumanagement
Bauingenieurwesen
Elektroplanung
HLKS-Planung