2226 JED Schlieren

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Baumschlager Eberle Architekten
Handel und Verwaltung
Neubau
Direktauftrag

Die bisher größte Immobilie nach dem Prinzip 2226: Auf dem Gelände einer ehemaligen Großdruckerei in Schlieren entstand kürzlich ein autarker Neubau entstehen. Dabei gilt der Anspruch des Areals JED (Join. Explore. Dare), ein Zentrum für Innovation zu sein, auch für die Architektur. Und so setzt der Bau neue Maßstäbe in der Kosten-, Energie- und Flächeneffizienz – und beim Komfort: Dank dem innovativen Prinzip 2226, das sich auf die genuinen Möglichkeiten der ressourcenschonenden Architektur konzentriert, kommt das Gebäude ohne Heizung, Lüftung, Kühlung und Zuführung von Fremdenergie aus. Mit rund 18.000 m² Geschossfläche steht die bisher größte Bewährungsprobe für das Konzept an. Massive Wände reduzieren den Wärmeaustausch, bis zu 3,79 m hohe Räume sorgen für Wohlbefinden, richtig dimensionierte Fenster bringen das notwendige Licht. Sensoren steuern Lüftungsflügel ¬für ein optimales Arbeitsklima mit Temperaturen zwischen 22 und 26 Grad – praktisch ohne Haustechnik.

Bildrechte: Dimitri und René Dürr

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Der Einsatz von Beton ist ein elementarer Bestandteil des Prinzips 2226. Dieser Werkstoff kann nämlich mehr Speichermasse liefern als andere. Speichermasse ist ein wesentliches Element, um den Wärmeaustausch zu reduzieren. Die Reduktion ist ein wesentliches Element im Prinzip 2226, um Gebäude entstehen zu lassen, die ohne Installationen für Heizung, Kühlung und Lüftung auskommen. Mit Beton kann man außerdem Deckenspannweiten erzielen, die wirtschaftlich und ausreichend groß dimensioniert sind.
Materialspezifische Innovationen
Beton ist nicht Beton. Die Bauherrschaft hat sich für den zirkulit-Beton entschieden. Mit dem Einbau von 8300 Kubikmetern dieses Materials wurden über 10’000 Tonnen Primärressourcen eingespart und 83 Tonnen CO2 im Material gebunden. Der Einsatz des zirkulit beton® bekräftigt die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Ganz konsequent wurde ebenso in Schlieren bewusst auf klebstofffreie Werkstoffe gesetzt: Beton, Ziegel, Putz und Holz prägen das Ensemble und sind ab Bauort recyclingfähig.
Interdisziplinäre Ansätze
Das Prinzip 2226 ist das Ergebnis einer interdisziplinären Zusammenarbeit. Dabei gilt, Architektur trifft Software. Die bauliche Voraussetzung schafft die Architektur mit kompakten Volumina, hohen Speichermassen und nutzungsneutralen Flächen. Die Steuerung der Energieströme (Wärme, Luft, CO2…) besorgt das 2226-Operating System. Diese Software steuert die Lüftungsflügel der Fenster, die für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen. Bonus: die Daten der Energieeinträge werden permanent gespeichert.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Aufwertung des Ortes ist Ziel der Architektur. So auch hier im etwas ruppigen Quartier von Schlieren. Der Gebäudekomplex erhält seine Passung und stadträumlichen räumlichen Qualitäten durch die Abfolge der gleichmäßig dimensionierten Volumina. Diese Modulation schafft eine Rhythmik, die sich auf den Ort überträgt. Gleichzeitig bringt die klare Definition der Gebäudekanten ein Moment der Ruhe ein, das gemeinsam mit der Rhythmisierung eine kompositorische Ausgeglichenheit generiert.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Optik und Qualität der Innenräume tragen neben der städtebaulichen Disposition zur Attraktivität des Gebäudes aus. Die Basis bildet eine zweigeschossige Sockelzone mit hofähnlichen Ausnehmungen und Lufträumen. Einschnitte in den oberen Etagen bieten Platz für Terrassen. Auf diese Weise entsteht eine räumliche Vielfalt, die mit der Einfachheit ihrer planerischen Methodik besticht, wie sie auch den Nutzerinnen und Nutzern zum Vorteil gereicht.
Durchdachtes Tragwerk
Es ist die Einfachheit, welche alle Aspekte des Prinzips 2226 berührt. Das Tragwerk ist dementsprechend nachvollziehbar gehalten. Außenwände, eine Säulenreihe und die Erschließungskerne sind die tragenden Elemente, welche es möglich machen vollkommen nutzungsneutrale Flächen aufzuspannen. Der Vorteil dieser Konzeption liegt auf der Hand: Der Kreativität zur Bildung eigener Arbeitswelten sind kaum Grenzen gesetzt. Langlebigkeit ist gewährleistet.
Umfassende Nachhaltigkeit
Ein Haus ohne mechanische Heizung, Kühlung und Lüftung ist allein schon ein ökologisches Alleinstellungsmerkmal. Nutzungsflexibilität, kompakte Volumina und klebefreie Werkstoffe (Recycling) bilden eine Synthese für die Langlebigkeit und damit Nachhaltigkeit der Anlage. Die räumliche Vielfalt und der thermische Komfort (22-26 Grad Innenraumtemperatur) tragen zur Wertschätzung durch die Nutzenden wesentlich bei. Nur Gebäude, die geschätzt werden, leben lange und sind damit besonders nachhaltig.

Eigenschaften

Ort
Zürcherstrasse 39 d, 8952 Schlieren, Schweiz
Baukategorie (SIA 102)
Handel und Verwaltung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
30.000.000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
17.257
Planung
2018 → 2020
Fertigstellung
2022 → 2024
Inbetriebnahme
2024