Neubau Schulhaus Bachtal, Ennetbaden

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KUMMER/SCHIESS Architekten GmbH
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Büro Thomas Boyle + Partner AG
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WT Partner AG
Unterricht, Bildung und Forschung
Neubau
Wettbewerb
Selektives Verfahren

Das Tragwerk des schlanken Baukörpers ist als fünf übereinander gestapelte Hallen in vorgefertigten Betonrahmen konzipiert. Die vertikalen Elemente sind dabei an den Aussenseiten des Gebäudes angeordnet: Zum einen ist die Haustechnik in aufgefalteten Stirnwänden untergebracht, die als aussenliegende Ortbetonwände mit Bretterschalung das gerichtete Tragwerk aussteifen und dem Gebäude einen Abschluss geben, zum anderen ist das Treppenhaus wie ein Aussichtsturm vor die Längsfassade gesetzt. Der ‘Treppenturm’ ist eine rein monolithische, selbsttragende Ortbetonkonstruktion, bestehend aus dem runden Aufzugsschacht, der auskragenden Wendeltreppe, den umlaufenden Brüstungsbändern und den Geschossdecken. Eine Gebäudedurchführung als überdachte Pausenhalle mit Sitzstufen überbrückt spielerisch den Höhenunterschied der Aussenräume. Die Ortbetonkonstruktion führt wie eine 'Tunnelröhre' durch das Betonskelett hindurch. Ein grosses Betonvordach verbindet den Neubau mit dem Bestand.

Bildrechte: Roland Bernath

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Für die anspruchsvolle Hanglage, das Ziel einer hohen inneren Flexibilität sowie einer wirtschaftlichen und effizienten Bauweise erwies sich ein Betontragwerk als konstruktiv und gestalterisch stimmiger Baustoff. Dabei wurden den einzelnen Gebäudeteilen unterschiedliche Betoneigenschaften vorgegeben; von vorfabriziert und schalungsglatt bis monolithisch vor Ort gegossen mit rauer Bretterschalung. In der Summe ergibt sich ein vielfältiger und sinnvoller Einsatz von Beton.
Materialspezifische Innovationen
Hervorzuheben sind die Kreuzverbände aus Betonfertigteilen in den Längsfassaden. Je Längsfassade ist ein Kreuzverband in den Wänden unter Terrain verankert. Die Knotenpunkte sind konstruktiv, bautechnisch und in ihrer räumlichen Präsenz aufeinander abgestimmt. Die Proportionen der Elemente fügen sich wie selbstverständlich in das Tragwerk ein und sind die logische Folge der Wahl eines Hallenbautragwerks.
Interdisziplinäre Ansätze
Der Treppenturm erforderte aufgrund seiner Ausformulierung und anspruchsvollen Ausführung ein hohes Mass an Teamarbeit. Er ist unbeheizt, hat keine Verschattung, keine Belüftung und keine akustischen Massnahmen. Er ist eine rein monolithische, selbsttragende Ortbetonkonstruktion, bestehend aus dem runden Aufzugsschacht, der auskragenden Wendeltreppe, den umlaufenden Brüstungsbändern und den Geschossdecken. Der Konstruktionsbeton wurde an allen horizontalen Flächen geschliffen und damit veredelt.
Ortsspezifische Gestaltung
Der Neubau spannt eine maximale Länge auf und zoniert die Aussenräume. Er liegt so im Terrain eingebettet, dass drei von fünf Geschosse terraineben zugänglich sind. Davon profitieren die Werkräume im Untergeschoss, der pausenplatzseitige Haupteingang im Erdgeschoss, sowie der Kindergarten im 1. Obergeschoss. Mit dem Gebäudedurchgang, welcher als gedeckte Pausenhalle formuliert ist, wird der Niveauunterschied der Aussenräume spielend überbrückt.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die Tragkonstruktion des schlanken Gebäudekörpers nimmt räumlich auf die Gebäudeausrichtung Bezug. Alle vertikalen Elemente liegen an den Aussenseiten: die Haustechnik in aufgefalteten Stirnwänden und das Treppenhaus vor der Längsfassade wie ein Aussichtsturm. Am Tragwerk nur angehängt ist eine leichte, gewellte und ausgestellt wirkende Gebäudehülle. Schaltbare Raume im Innern und eine zurückhaltende, materialeigene Farbigkeit erlauben den Schulkindern und Lehrpersonen eine maximale Aneignung.
Durchdachtes Tragwerk
Das Bauwerk setzt sich aus verschiedenen Gebäudeteilen zusammen für welche unterschiedliche Betonkonstruktionen gewählt wurden: Der Hauptbau als gestapelter Hallenbau in vorgefertigten Betonrahmen und Deckenplatten, der Treppenturm als monolithische Ortbetonkonstruktion, der Gebäudedurchgang als monolithische Ortbetonkonstruktion ähnlich einer Tunnelröhre und die Stirnfassaden als aussenliegende Ortbetonscheiben zur Queraussteifung.
Umfassende Nachhaltigkeit
Das Betontragwerk wurde mit einem Minimum an Beton hergestellt. Die Rahmenkonstruktion mit vorgespannten Plattenbalken im Abstand von 4,1 m ermöglicht eine sehr geringe Deckenstärke und ist hoch effizient. Alle raumbildenden Wände im Inneren sind nichttragend, so dass die Raumaufteilung je nach Bedarf verändert werden kann. Zusammen mit der haustechnischen Systemtrennung wurde ein nachhaltiges Tragwerk entwickelt, das in Betrieb und Nutzung flexibel ist.

Eigenschaften

Ort
Ennetbaden AG
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
CHF 17.8 Mio. inkl. MWST (BKP1-9)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
3'739 m2
Planung
2019 → 2022
Fertigstellung
2021 → 2023
Inbetriebnahme
2023