Sinnvoller Einsatz von Beton
In St.Gallen eröffnete 1968 der erste moderne, plastische Theaterbau der Schweiz, entworfen vom vom Architekten Claude Paillard. Das erstklassige Objekt des "Brutalismus" machen das Theatergebäude heute zu einem schützenswerten Kulturobjekt. Zum neuen Gesamtkonzept gehörte die Erhaltung und Weiterführung der Entwurfsidee der bestehenden Architektur. Um das Konzept der skulpturalen Gesamterscheinung nicht zu unterlaufen, wurde die Erweiterung mit sägerohen Brettschalungen in Sichtbeton erstellt.
Materialspezifische Innovationen
Die Sanierung der Betonfassade stellte eine besondere Herausforderung dar. Grund war eine 1996 durchgeführte Fassadensanierung, welche die Schutzwirkung erfüllte, jedoch ästhetisch nie überzeugte. Nach umfangreichen Analysen und Testreihen wurde entschieden, den Poren-Lunkern-Verschluss zu entfernen. Durch Reprofilierungen von Fehlstellen und eine vollständige Verfestigung mittels pigementierter Steinmehllasur konnte ein Erscheinungsbild nahe an der Ursprungssichtbetonfassade erzielt werden.
Interdisziplinäre Ansätze
Durch detaillierte Zustandsanalysen, unterschiedlichen Besichtigungen von sanierten Betonoberflächen und umfangreichen Testreihen mit ausführenden Unternehmungen an der bestehenden Sichtbetonfassade führten in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und Bauherrschaft zur erfolgreich durchgeführten Sanierungsmethode. Nur dank dieser interdisziplinären Zusammenarbeit konnte das homogene Erscheinungsbild und Farbigkeit der Sichtbetonfassade aus den 1960er-Jahren wiederhergestellt werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Die Situation im Stadtpark beeinflusst die Konzeption des Projektes stark. Das Theater und die gegenüberliegende Tonhalle bilden ein Ensemble. Um diesen Dialog der beiden Bauten zu stärken wurde auf die Rekonstruktion der gedeckten "Vorfahrt" verzichtet. Stattdessen transformierten die Architekten die ursprüngliche Projektidee aus der Wettbewerbsphase des Jahres 1961, um die Besucherinnen und Besucher wieder mit grosser Präsenz zu empfangen.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Die virtuose Umsetzung des Grundthemas vom Sechseck und der sorgfältige Einsatz der roh belassenen Baumaterialien durch Paillard sind beeindruckend. Von aussen ist das Theater ein in Beton gegossene Skulptur. Mit der Erneuerung und Umbau des Theaters galt es dieses Gesamtkunstwerk zu erhalten. Durch die nahtlos weitergeführte Erweiterung und subtilen Eingriffen durch Gähler Flühler Fankhauser konnte die architektonische und räumliche Qualität im Sinne des Erbauers gewahrt werden.
Durchdachtes Tragwerk
Das Theater St.Gallen ist ein Sichtbetonbau, der aus einem komplexen Stahlbetontragwerk besteht. Ein Faltwerk mit verschachtelter räumlicher Tragwirkung, welches der Bauingenieur Paul Wenk vor der Erstellung in den 1960er-Jahren mittels 13 Plexiglasmodellen bemessen hat. Für Bänziger Partner war es eine grosse ingenieurtechnische Herausforderung das Gebäude nur mit lokalen Eingriffen gezielt zu ertüchtigen und einzelne Tragelemente mit Rücksicht auf die Funktion des Gesamttragwerkes zu ergänzen.
Umfassende Nachhaltigkeit
Durch die Anerkennung der St.Galler Bevölkerung wurde der Grundstein gelegt das Theater St.Gallen für weitere Generationen zu betreiben. Neben dem ökologischen Vorteil bestehende Bauten weiter zu verwenden ist es aus sozialer Sicht nachhaltig wichtige Zeuge einer architektonischen und kulturhistorischen Epoche zu erhalten. Zudem hätte ein Neubau in dieser Grössenordnung ökonomische Nachteile. Mit der Erneuerung ist der Betrieb unter den veränderten Bedingungen für weitere 40 Jahre gesichert.