Neues Polizeigebäude Obermühlestrasse Winterthur

1150
Oliv Brunner Volk Architekten GmbH
Justiz und Polizei
Neubau
Wettbewerb
Offenes Verfahren

Neubau des Hauptgebäudes für die Stadtpolizei Winterthur mit 250 Arbeitsplätzen der Abteilungen Verwaltungspolizei und Recht, Stabsdienste und Kommando, mit zentralem Empfang und öffentlicher Schalterhalle für alle polizeilichen Anliegen, Cafeteria, Einsatzzentrale mit 24-Stundenbetrieb, Tiefgarage für Einsatzfahrzeuge, Hundezwinger sowie speziell abgetrenntem und gesicherten Haftbereich.

Das Polizeigebäude setzt sich aus einem sechsgeschossigen Kopfbau und einem dreigeschossigen Flachbau zusammen, fügt sich in die schollenartige Umgebung mit ausladenden Gewerbebauten ein und setzt gleichzeitig einen kraftvollen städtischen Ankerpunkt am grossräumigen Teuchelweiherplatz und innerhalb des Grüngürtels um die Winterthurer Altstadt.

Bildrechte: Eliane Rutishauser, Christian Brunner

Überlegungen zum Projektantrag

Sinnvoller Einsatz von Beton
Der Einsatz von Beton im Polizeigebäude ist vielseitig und durchdacht. Recyclingbeton wurde für die Tragstruktur verwendet, einschliesslich Decken, Stützen und Aussteifungskerne. Dies unterstützt Nachhaltigkeit und Flexibilität, da das Raster mit einem Achsmass von 2.5m spätere Anpassungen ermöglicht. Die hochgedämmte Fassade aus Betonelementen bildet eine robuste Gebäudehülle, die für Sicherheit, Schutz und Schatten sorgt und das Gebäude als repräsentativer, öffentlicher Stadtbaustein verortet.
Materialspezifische Innovationen
Die Recyclingbeton-Tragstruktur wird durch hochdämmende, vorgehängte Fassadenelemente ergänzt. Verschiedene Einfärbungen und Oberflächenbeschaffenheiten der Fassadenelemente von dunkel und grob bis hell und glatt schaffen einen Farbverlauf, der das Gebäude nach oben leichter erscheinen lässt. Die Verbindung von Beton mit Aluminium, etwa bei dunkelgrünen Brüstungsverkleidungen, schafft eine robuste und zugleich elegante Erscheinung. Sichtbeton im Inneren harmoniert mit Glas, Metall und Holz.
Interdisziplinäre Ansätze
Das Polizeigebäude zeigt eine interdisziplinäre Herangehensweise im Umgang mit Beton, die Architektur, Nachhaltigkeit und Funktionalität vereint. Architekten, Ingenieure und Bauphysiker arbeiteten eng zusammen, um Recyclingbeton in Tragwerk und Fassadenelementen zu integrieren, wodurch ökologische Ziele unterstützt wurden. Die Fassade kombiniert gestalterische Ästhetik mit bau- und sicherheitstechnischen Vorteilen und betont Synergien zwischen Nutzung, Gestaltung und Bauphysik.
Ortsspezifische Gestaltung
Der sechsgeschossige Kopfbau bildet einen markanten, repräsentativen Ankerpunkt am Teuchelweiherplatz, während der niedrigere, dreigeschossige Flachbau einen sanften Übergang zu den umliegenden Gebäuden schafft. Die vorgehängte Betonfassade greift klassische Natursteinmotive auf und verbindet Modernität mit städtebaulicher Tradition. Durch die L-förmige Anordnung entsteht ein funktionaler Hof, der Synergien mit benachbarten städtischen Einrichtungen, wie Werkhof und Feuerwehr, ermöglicht​.
Gestalterisch-räumliche Konzeption
Das Polizeigebäude ist geprägt durch eine subtile und raumgreifende Farbgestaltung. Die Betonstruktur ist farblich differenziert: Dunkle Elemente im Sockelbereich vermitteln Stabilität, während hellere Töne in den oberen Geschossen Leichtigkeit schaffen. Dunkelgrüne Brüstungselemente und Fensterrahmen akzentuieren überall den Sichtbeton. Innen ergänzen farbige Akzente die Materialien Sichtbeton, Glas und Metall. Kunst und Bau Fenster von Beat Streuli erzeugen zusätzliche Licht- und Farbspiele.
Durchdachtes Tragwerk
Das Tragwerk ist auf Langlebigkeit und Flexibilität ausgelegt. Die Skelettbauweise verwendet Recyclingbeton für Decken, Stützen und Aussteifungskerne, was eine nachhaltige Bauweise fördert. Ein Achsraster von 2,5 Metern ermöglicht eine flexible Raumaufteilung, die zukünftige Nutzungsänderungen erleichtert. Das strenge Raster wird durch die polygonale Gebäudeform aufgelockert und erlaubt Ausnahmen, wie die einladende Auskragung über dem Eingang oder die schattenspendende Pergola zum Hof.
Umfassende Nachhaltigkeit
Ökologisch nachhaltig durch die Verwendung von langlebigem Recyclingbeton, der Ressourcen schont, und eine hochgedämmte Fassade, die den Energieverbrauch minimiert. Photovoltaikanlage und Fernwärme ergänzen das Konzept. Ökonomisch gewährleistet das flexible Tragwerksraster kosteneffiziente Anpassungen an zukünftige Anforderungen. Sozial durch die Schaffung eines modernen Arbeitsumfeldes, das effiziente Abläufe ermöglicht und die Zusammenarbeit der Abteilungen an einem Standort erleichtert​.

Eigenschaften

Ort
Winterthur
Baukategorie (SIA 102)
Justiz und Polizei
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Offenes Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
80'000'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
18'400
Planung
2013 → 2019
Fertigstellung
2020 → 2022
Inbetriebnahme
2022